Die Volkswagen-Aktie gerät am 25. Juli 2025 deutlich unter Druck. Grund ist die Vorlage der Halbjahreszahlen und eine abermalige Korrektur der Jahresprognose. Zwar konnte der Wolfsburger Konzern beim Absatz leicht zulegen und den Umsatz stabil halten, doch das operative Ergebnis brach um ein Drittel ein. Anleger reagieren verunsichert: Ist die Volkswagen-Aktie auf diesem Niveau ein Schnäppchen oder ist weitere Vorsicht geboten?
Unternehmensprofil: Der Volkswagen-Konzern im Wandel
Volkswagen ist einer der größten Automobilhersteller der Welt und bedient mit seinen zwölf Marken – darunter VW, Audi, Porsche, Skoda und SEAT – nahezu alle Marktsegmente. Der Konzern befindet sich mitten in einem tiefgreifenden Wandel hin zur Elektromobilität und Software-getriebenen Mobilitätslösungen. Parallel investiert Volkswagen in neue Plattformen, das US-Geschäft (u. a. mit Scout und Rivian) und die eigene Batteriesparte. Die Transformation ist kapitalintensiv, die Margen stehen unter Druck, doch das Ziel ist klar: weniger Abhängigkeit vom klassischen Verbrenner und mehr Resilienz für die Zukunft.
Q2- und H1-Zahlen 2025: Operative Marge bricht ein
Die heute vorgelegten Zahlen für das zweite Quartal und das erste Halbjahr 2025 zeigen ein durchwachsenes Bild. Der Absatz lag mit 4,4 Millionen Fahrzeugen leicht über dem Vorjahreswert (+0,5 %). Der Umsatz stagnierte bei 158 Milliarden Euro (−0,3 %), das operative Ergebnis sank jedoch deutlich auf nur noch 6,7 Milliarden Euro (−33 %).
Besonders kritisch wird die Entwicklung der operativen Marge gesehen, die von 6,3 % im Vorjahr auf nun 4,2 %zurückfiel. Hauptursachen sind laut Unternehmen:
- hohe Investitionen in Zukunftstechnologien
- Zölle auf US-Importe (Kostenbelastung: –1,3 Mrd. € im ersten Halbjahr)
- niedrigere Gewinne bei Premiummarken (u. a. Porsche und Audi)
- Sonderbelastungen durch Restrukturierungen
Positiv zu vermerken ist der starke Anstieg der BEV-Auslieferungen um 47 % in H1, insbesondere in Europa. Auch die Netto-Liquidität liegt mit 31 – 33 Milliarden Euro weiter auf solidem Niveau.
Kursentwicklung: Stabilität trotz Druck
Die Volkswagen-Aktie (VZ) notiert aktuell* bei 95,41 Euro und liegt damit:
- –0,60 % am heutigen Tag
- +5,85 % im letzten Monat
- –1,13 % in drei Monaten
- –9,65 % auf Jahressicht
- –29,22 % seit Börsenbeginn
Trotz der negativen Nachrichten aus dem Zahlenwerk zeigt sich die Aktie zuletzt vergleichsweise stabil, was auch an der bereits pessimistischen Erwartungshaltung vieler Anleger liegen dürfte. Technisch betrachtet pendelt der Kurs seit Monaten seitwärts zwischen 88 und 96 Euro. Es gilt also abzuwarten und Geduld zu haben mit der Volkswagen-Aktie
Bewertung: Günstig, aber mit Makel
Die fundamentale Bewertung der Volkswagen-Aktie wirkt auf den ersten Blick attraktiv:
- KGV: 4,86
- Dividendenrendite: 6,63 %
- Marktkapitalisierung: 48,44 Mrd. €
Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von unter 5 signalisiert die Aktie eine potenziell deutliche Unterbewertung im Vergleich zum historischen Schnitt und zur Branche insgesamt. Die Dividendenrendite von über 6 % spricht ebenfalls für eine hohe laufende Verzinsung. Doch hinter diesen Zahlen steckt Unsicherheit: Der Gewinn ist rückläufig, die Prognose wurde gesenkt, und das operative Geschäft steht vor massiven Herausforderungen. Solange keine operative Trendwende erkennbar ist, bleibt die günstige Bewertung mit einem erheblichen Risikoabschlag behaftet.
Chancen: E-Offensive, Software & USA
Volkswagen setzt seine Transformation mit Nachdruck fort. Die Auslieferung von Elektrofahrzeugen nimmt deutlich zu, vor allem in Europa. Neue Modelle auf der SSP-Plattform und die beschleunigte Elektrifizierung des Modellportfolios könnten VW mittelfristig helfen, Marktanteile im BEV-Bereich zurückzugewinnen.
In den USA will der Konzern mit dem elektrischen Scout-Pickup und der Beteiligung an Rivian langfristig Fuß fassen. Parallel dazu soll die Software-Tochter CARIAD durch eine Straffung der Prozesse und bessere Führungsstrukturen endlich lieferfähig werden. Auch die angekündigten Effizienzprogramme – etwa durch das Reduzieren von Komplexität im Markenkonzern – könnten positive Auswirkungen auf die Profitabilität haben.
Zudem könnten potenzielle Asset-Verkäufe – wie etwa von Lamborghini oder Ducati – zusätzliche Mittel für Investitionen in die Kernbereiche freisetzen.
Risiken: Marge, Zölle, China
Die größten Risiken für Volkswagen bestehen in einer Kombination aus strukturellem Margendruck, geopolitischen Unsicherheiten und technologischen Rückständen:
- Margendruck: Die operative Marge ist deutlich gefallen. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnte dies langfristig die Fähigkeit zur Eigenfinanzierung gefährden.
- Zölle und Handelsbarrieren: Die US-Zölle haben im ersten Halbjahr rund 1,3 Mrd. € an Zusatzkosten verursacht. Weitere protektionistische Maßnahmen würden das Geschäft zusätzlich belasten.
- China-Schwäche: In China verliert Volkswagen Marktanteile – insbesondere im Elektrosegment. Hier dominieren mittlerweile lokale Anbieter wie BYD, Nio oder XPeng.
- Softwareverzögerungen: CARIAD gilt weiterhin als Sorgenkind. Mehrere Modellverschiebungen aufgrund fehlerhafter Software werfen Fragen auf.
- Kapitalbindung: Hohe Investitionen in neue Plattformen, Werke und Technologien binden Kapital. Sollte der Cashflow nicht steigen, könnte dies zu strukturellen Finanzierungslücken führen.
Ausblick: Jahresprognose gesenkt, Unsicherheit bleibt
Volkswagen rechnet nun für das Gesamtjahr 2025 nur noch mit einer operativen Marge zwischen 4 und 5 % (zuvor: 6,5 %). Der Umsatz soll auf dem Niveau des Vorjahres bleiben. Der Netto-Cashflow im Automobilbereich wird nur noch bei 1 bis 3 Mrd. € gesehen – ein signifikanter Rückgang im Vergleich zu früheren Jahren.
Das Management will jedoch an der strategischen Neuausrichtung festhalten. Investitionen sollen fokussierter erfolgen, Randbereiche könnten abgestoßen werden. Dennoch bleibt der Ausblick durchwachsen: Zwar wächst das BEV-Geschäft, doch das operative Ergebnis steht weiter unter Druck. Analysten erwarten in den nächsten Quartalen keine großen Impulse.
Fazit: Volkswagen-Aktie bleibt ein Value-Play mit Unsicherheiten
Die Volkswagen-Aktie bietet eine attraktive Bewertung, eine überdurchschnittliche Dividendenrendite und substanzielle Bilanzkennzahlen. Gleichzeitig steht das Unternehmen vor einem enormen Umbauprozess, der Kapital, Zeit und Managementqualität erfordert.
Der heutige Rücksetzer nach den Halbjahreszahlen zeigt, wie sensibel der Markt auf jede Verzögerung oder Zielverfehlung reagiert. Dennoch bleibt Volkswagen ein solider Industriewert mit langfristigem Potenzial, sofern der Konzern es schafft, Margen zu stabilisieren und im E-Auto- sowie Softwaresegment Fortschritte zu erzielen.
Handlungsempfehlung: Für langfristig orientierte Value-Investoren bietet sich ein möglicher Einstieg auf dem aktuellen Niveau an – vorzugsweise in mehreren Tranchen. Wer allerdings auf Wachstumsdynamik, klare KI-Strategien oder Tech-Führerschaft setzt, wird bei anderen Branchenwerten aktuell besser bedient sein. Risikobewusste Anleger sollten die kommenden Quartale genau beobachten – insbesondere die Entwicklung in China, die Margenstabilisierung und operative Fortschritte bei CARIAD und Scout.
FAQ – Häufige Fragen zur Volkswagen-Aktie
Warum ist die Volkswagen-Aktie heute unter Druck geraten?
Wegen eines deutlich gesunkenen operativen Ergebnisses im ersten Halbjahr 2025 und einer erneuten Senkung der Jahresprognose. Die operative Marge brach um ein Drittel ein.
Wie viel Dividende zahlt Volkswagen aktuell?
Die effektive Dividendenrendite liegt bei rund 6,63 % – damit gehört VW zu den attraktiveren Dividendenzahlern im DAX.
Wie ist die Bewertung der VW-Aktie im Branchenvergleich?
Mit einem KGV von 4,86 ist die Aktie deutlich günstiger bewertet als viele andere Automobilwerte. Allerdings spiegelt dies auch die Unsicherheit über die künftige Profitabilität wider.
Welche Risiken bestehen für die VW-Aktie?
Margendruck, geopolitische Risiken wie US-Zölle, der zunehmende Wettbewerb im E-Auto-Segment, Marktanteilsverluste in China sowie anhaltende Verzögerungen in der Softwareentwicklung.
Welche Chancen bietet ein Investment in Volkswagen?
Steigende BEV-Verkäufe, neue E-Modelle, Expansionspotenzial in den USA, strategische Partnerschaften (z. B. Rivian), Fortschritte bei der Digitalisierung und mögliche Portfoliooptimierungen.
Ist jetzt ein guter Zeitpunkt zum Einstieg?
Für langfristige Anleger mit Value-Fokus und Risikobereitschaft: ja, möglicherweise. Kurzfristig orientierte Anleger sollten jedoch abwarten, ob sich die operative Entwicklung stabilisiert.
Wie steht es um die Software-Tochter CARIAD?
CARIAD gilt weiterhin als Schwachstelle im Konzern. Nach Führungswechseln und Verzögerungen arbeitet man nun an einer neuen Roadmap – ob diese eingehalten wird, bleibt abzuwarten.
Welche Rolle spielt die Beteiligung an Rivian?
Die Beteiligung an Rivian soll den Zugang zum US-Elektro-Markt stärken. Es bleibt jedoch offen, ob sich daraus schnell wirtschaftlicher Erfolg ergibt. Bisher ist es ein strategisches Langfristinvestment.
*Disclaimer:
Bitte beachten Sie, dass insbesondere nach der Veröffentlichung von Quartalszahlen mit erhöhter Volatilität an den Finanzmärkten zu rechnen ist. Kursentwicklungen können sich kurzfristig stark verändern. Die in diesem Artikel genannten Daten und Bewertungen spiegeln den Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wider und können inzwischen abweichen.