Das Börsenjahr 2025 steht im Zeichen der Zweiteilung: Während Technologiewerte neue Höchststände markieren, bleiben viele klassische Industrie-, Telekom- oder Rohstofftitel deutlich zurück. Gerade hier aber verstecken sich spannende Gelegenheiten – insbesondere für langfristige Anleger mit Value-Fokus.
Turnaround-Aktien sind Unternehmen, die nach einer Phase operativer Schwäche nun erste Zeichen der Erholung zeigen und dabei durch einen niedrigen Kurs in Verbindung mit hohem Potential unterbewertet sind. Der Markt hat die Trendwende oft noch nicht eingepreist – das schafft Chancen. Drei Kandidaten, die im August 2025 besonders hervorstechen, sind Verizon, BASF und Rio Tinto. Unterschiedliche Branchen, aber gleiche Ausgangslage: günstige Bewertung, solide Cashflows und operative Fortschritte.
1. Verizon Communications – Telekomwert mit Cashflow-Stärke
Verizon ist einer der größten US-Telekommunikationsanbieter. Das Unternehmen betreibt das größte Mobilfunknetz der USA und erweitert seine Position durch Angebote im Bereich Heim-5G, Cloud-Services und Geschäftskundenlösungen.
Nach mehreren Jahren mit stagnierendem Kursverlauf und Wettbewerbssorgen ist 2025 eine klare Stabilisierung erkennbar. Besonders der Ausbau des 5G-Heiminternets zeigt Erfolge. Auch das Geschäftskundensegment wächst wieder spürbar.
Aktuelle Kennzahlen (Stand: Juli 2025)
- Aktienkurs: 43,10 USD
- KGV (ttm): ca. 9,6
- Dividendenrendite: ca. 6,3 %
- Gewinn je Aktie (Q2): 1,22 USD (+6 % zum Vorjahr)
- Free Cashflow (2024): 19,8 Mrd. USD
Turnaround-Potenzial
Verizon hat seine Jahresprognose für 2025 angehoben – ein starkes Zeichen, dass der Konzern auf Kurs ist. Neue Wachstumsimpulse entstehen durch 5G-Heimlösungen und eine Expansion im Cloud- und Sicherheitssegment. Die geplante Übernahme von Frontier Communications könnte weitere Skaleneffekte bringen.
Verizon überzeugt durch eine hohe Dividende, gedeckt durch stabile Cashflows. Gleichzeitig sinkt die Nettoverschuldung, und das Kerngeschäft ist in einem reifen Markt klar positioniert. Analysten schätzen das Aufwärtspotenzial konservativ auf 10–15 %.
Einschätzung
Verizon eignet sich für Anleger, die Wert auf planbare Erträge legen. Die Aktie ist günstig bewertet, das Geschäftsmodell defensiv und die Dividendenrendite außergewöhnlich hoch. Als konservativer Turnaround-Kandidat bringt Verizon solide Chancen bei begrenztem Risiko.
2. BASF – Industrie-Titan mit Comeback-Ambitionen
BASF ist ein global führender Chemiekonzern mit Schwerpunkten in Basischemikalien, Spezialchemie, Agrarprodukten und zunehmend Batteriematerialien. Nach einer existenziellen Krise 2022/23 – ausgelöst durch Energiepreise, Abschreibungen und geopolitische Schocks – befindet sich BASF nun im Umbruch.
Aktuelle Kennzahlen (Stand: Juli 2025)
- Aktienkurs: 45,86 €
- KGV (ttm): ca. 29
- KGV (2025e): ca. 13
- Dividendenrendite: ca. 5,0 %
- Free Cashflow (2024): 0,7 Mrd. €
- Gewinnprognose 2025: rund 6,00 € je Aktie
Wende durch Sparprogramm & neue Wachstumsfelder
BASF reagiert entschlossen: ein konzernweites Sparprogramm senkt die Fixkosten, verlustträchtige Aktivitäten werden reduziert, und das Chinageschäft wird konsequent ausgebaut. Besonders der neue Mega-Standort in Zhanjiang wird als zentraler Pfeiler der künftigen Wertschöpfung gesehen.
Zusätzlich fließt Kapital in margenstärkere Zukunftssegmente wie Agrarchemie und Batteriematerialien. Damit will BASF unabhängiger von der volatilen Nachfrage im europäischen Basischemikaliengeschäft werden.
Bewertung & Perspektive
Die Bewertung ist noch durch vergangene Einmaleffekte verzerrt, aber Analysten erwarten für 2025 einen deutlichen Gewinnsprung. Das KGV würde dadurch wieder auf historisch faire 13 sinken. Die Dividende ist mit rund 5 % weiter attraktiv und soll durch ein Aktienrückkaufprogramm flankiert werden.
Langfristig traut der Markt BASF wieder ein Kursziel von 55–60 € zu – bei einer wirtschaftlichen Erholung sogar mehr. Der Chemieriese hat seine Hausaufgaben gemacht. Die nächste Phase hängt vom globalen Umfeld ab – doch die Basis für den Turnaround ist gelegt.
3. Rio Tinto – Zykliker mit Kupfer- und Lithiumfantasie
Rio Tinto ist einer der größten Rohstoffförderer der Welt, bekannt für seine Eisenerzminen in Australien und wachsende Aktivitäten in Kupfer, Aluminium und Lithium. Der Konzern erzielte in den Boomjahren 2021/22 Rekordgewinne – doch seither hat sich der Rohstoffzyklus normalisiert.
Aktuelle Kennzahlen (Stand: Juli 2025)
- Aktienkurs: 46,80 GBP (ca. 53,70 €)
- KGV (ttm): ca. 9,5
- Dividendenrendite: ca. 6,5 %
- Free Cashflow (2024): ca. 6 Mrd. USD
- Gewinnentwicklung: –8 % vs. 2023
Zyklischer Rücksetzer – aber strategischer Umbau läuft
2023 und 2024 waren von Gewinnrückgängen geprägt – vor allem wegen sinkender Eisenerzpreise und schwacher China-Nachfrage. Doch Rio Tinto ist weiterhin hochprofitabel. Der Konzern nutzt die Zwischenphase, um seine Asset-Basis in Zukunftsmetallen auszubauen.
Der Kupfersektor rückt in den Fokus: Die Oyu-Tolgoi-Mine in der Mongolei liefert seit 2025 im Vollbetrieb. Parallel entstehen Lithiumprojekte in Argentinien und Serbien – mit strategischer Bedeutung für E-Mobilität und Energiespeicher weltweit.
Bewertung & Langfristchancen
Mit einem KGV von unter 9 und einer stabilen Dividendenrendite ist Rio Tinto attraktiv bewertet. Das Unternehmen besitzt eine starke Bilanz und generiert auch in zyklischen Phasen hohe freie Mittel. Die Strategie, das Portfolio in Richtung grüner Rohstoffe zu diversifizieren, erhöht die mittelfristige Visibilität.
Langfristig orientierte Anleger, die bereit sind, konjunkturelle Schwankungen auszuhalten, finden in Rio Tinto einen robusten, dividendenstarken Turnaround-Wert mit strategischer Tiefe.
Fazit: Drei Turnaround-Aktien – Drei Wege zur Renditechance
Die Börsenlandschaft im August 2025 bietet ein widersprüchliches Bild: Während Technologiewerte in aller Munde sind und viele Anleger bereits hohe Bewertungen in Kauf nehmen, bleiben andere Sektoren unterschätzt – obwohl sie mittlerweile klare operative Fortschritte zeigen. Genau hier setzen die drei vorgestellten Turnaround-Aktien an: Verizon, BASF und Rio Tinto verkörpern unterschiedliche Branchen, Strategien und Risikoprofile – doch sie alle eint das Potenzial zur Neubewertung durch den Markt.
Verizon ist ein Paradebeispiel für einen defensiven Dividendentitel, der lange Zeit unter dem Radar lief. Das Unternehmen überzeugt durch verlässliche Einnahmen, einen gesunden Cashflow und eine kontinuierlich gezahlte Dividende von derzeit fast 7 %. Gleichzeitig deuten die jüngsten Entwicklungen im 5G-Home-Bereich und die wachsende Bedeutung des B2B-Geschäfts auf eine neue Phase operativen Wachstums hin. Für Anleger, die Wert auf Stabilität, regelmäßige Erträge und ein begrenztes Risiko legen, stellt Verizon einen soliden Ankerwert dar – gerade in einem Umfeld potenziell fallender Zinsen.
BASF ist dagegen der klassische Fall eines zyklischen Industriewerts mit Strukturproblemen, der jedoch bereits entschlossen gegensteuert. Die Jahre 2022 und 2023 markierten einen Tiefpunkt – sowohl operativ als auch an der Börse. Inzwischen hat das Management deutliche Einsparungen umgesetzt, verlustreiche Aktivitäten zurückgefahren und neue Wachstumsfelder wie Batteriematerialien und Agrarchemie fokussiert. Analysten gehen für 2025 von einem Gewinnsprung aus, wodurch auch die Bewertung wieder attraktiver wird. Die Dividende wurde angepasst, bleibt aber mit rund 5 % respektabel – und die Aussicht auf Aktienrückkäufe bietet weiteres Potenzial für Kapitalrückflüsse. Für Anleger mit mittelfristigem Horizont und Vertrauen in eine konjunkturelle Stabilisierung ist BASF eine interessante Turnaround-Wette mit solider Substanz.
Rio Tinto wiederum ist ein typischer Vertreter des zyklischen Rohstoffsektors. Nach den Rekordjahren 2021/22 hat sich der Markt abgekühlt, doch das Unternehmen bleibt hochprofitabel. Die aktuelle Bewertung mit einem KGV unter 9 ist historisch günstig, und die Dividendenrendite von über 6 % unterstreicht die Aktionärsfreundlichkeit des Managements. Gleichzeitig setzt Rio Tinto mit neuen Großprojekten in den Bereichen Kupfer und Lithium gezielt auf langfristige Wachstumsthemen, die von der Energiewende getragen werden. Wer bereit ist, konjunkturelle Schwankungen auszuhalten und einen längeren Anlagehorizont mitbringt, könnte hier von einem erneuten Rohstoffaufschwung besonders profitieren.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Diese drei Aktien bieten in ihrer jeweiligen Kategorie eine überzeugende Investmentstory. Sie sind keine spekulativen Zockerwerte, sondern Substanzaktien mit realistischem Aufholpotenzial. Die Bewertung ist günstig, der operative Fortschritt sichtbar – und genau das ist die Kombination, die erfolgreiche Turnaround-Aktien ausmacht.
Unsere Handlungsempfehlung:
- Für einkommensorientierte Anleger: Verizon bietet planbare Erträge, Sicherheit und eine sehr attraktive Dividende.
- Für Value-Investoren mit Zyklusblick: BASF ist ein klarer Turnaround-Kandidat mit Hebelwirkung bei globaler Konjunkturverbesserung.
- Für mutige Langfrist-Investoren: Rio Tinto bietet Zugang zu Zukunftsrohstoffen wie Kupfer und Lithium – verbunden mit zyklischem Risiko, aber auch überdurchschnittlichen Chancen.
Wer sich nicht auf eine Einzelwette festlegen möchte, kann auch eine Kombination aus den drei Titeln ins Auge fassen. Damit lassen sich Branchenrisiken streuen und verschiedene Erholungsdynamiken abbilden – von der defensiven Telekommunikation über die zyklische Industrie bis hin zu globalen Rohstofftrends.
Im aktuellen Marktumfeld, in dem viele Tech-Aktien teuer geworden sind, könnten genau solche Turnaround-Werte den nächsten Performance-Schub liefern – sobald der breite Markt erkennt, dass hier mehr als nur „Substanz“ vorhanden ist: nämlich echte Erholungsperspektiven.
FAQ – Häufige Fragen zu Turnaround-Aktien
Was sind Turnaround-Aktien?
Eine Turnaround-Aktie ist ein Titel, dessen Unternehmen nach einer Schwächephase operative Fortschritte erzielt – z. B. durch Kostensenkungen, neues Wachstum oder Bilanzstärkung.
Warum lohnt sich der Blick auf unterbewertete Aktien gerade 2025?
Weil viele traditionelle Unternehmen in den letzten Jahren stark unter Druck geraten sind, obwohl ihre Substanz intakt blieb. In der Erholungsphase bieten sich hier oft überdurchschnittliche Renditechancen.
Wie erkennt man einen echten Turnaround?
Entscheidend sind messbare operative Verbesserungen: steigende Gewinne, positiver Cashflow, Prognoseanhebungen oder neue Wachstumsfelder. Zudem sollten Kennzahlen wie KGV oder Dividendenrendite zur Bewertung passen.
Wie lange sollte man Turnaround-Aktien halten?
In der Regel 2–4 Jahre. Ein Turnaround braucht Zeit, aber die Kursgewinne fallen oft überproportional aus, sobald der Markt die Erholung realisiert.
Sind Dividenden bei Turnaround-Aktien sicher?
Nicht zwingend – viele Unternehmen kürzen die Dividende in der Schwächephase. Umso wertvoller sind Titel, die trotz Umbruch stabil ausschütten – wie Verizon oder Rio Tinto.
Disclaimer:
Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen stellen keine Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr auf Richtigkeit oder Vollständigkeit. Investitionen in Aktien sind mit Risiken verbunden – ein Totalverlust ist nicht ausgeschlossen. Bitte informieren Sie sich vor einer Investition ausführlich oder ziehen Sie eine professionelle Beratung hinzu.