Die Halbleiterindustrie zählt zu den wichtigsten Zukunftsbranchen weltweit. Ohne Chips funktioniert heute kaum noch etwas – ob Smartphone, Auto, Rechenzentrum oder Kühlschrank. Entsprechend groß ist das Anlegerinteresse an führenden Halbleiteraktien. Zwei Unternehmen stehen dabei besonders im Fokus: Taiwan Semiconductor Manufacturing und Texas Instruments. Doch welche Aktie ist 2025 die bessere Wahl?
In diesem Vergleich werfen wir einen detaillierten Blick auf beide Konzerne, analysieren Geschäftsmodelle, Finanzkennzahlen, Chancen, Risiken und die aktuelle Kursentwicklung. Am Ende gibt es eine klare Einschätzung, für welchen Anlegertyp sich welches Unternehmen besser eignet.
1. Unternehmensprofile: Zwei Giganten mit unterschiedlicher DNA
TSMC – Der dominante Chipfertiger der Welt
TSMC (Taiwan Semiconductor Manufacturing Company) ist mit Abstand der größte Auftragsfertiger (Foundry) für Halbleiterchips weltweit. Das Unternehmen produziert im Auftrag von Technologiegiganten wie Apple, Nvidia, AMDoder Qualcomm. TSMC gilt als technischer Vorreiter bei modernsten Fertigungsprozessen, etwa im Bereich der 3nm- und 2nm-Technologie, und spielt damit eine zentrale Rolle in der globalen Hightech-Versorgung.
Statt eigene Produkte zu entwickeln, konzentriert sich TSMC auf die hochspezialisierte Massenfertigung von Chips nach Kundenentwürfen. Dieses Geschäftsmodell ist äußerst kapitalintensiv, aber auch skalierbar – je mehr Chips TSMC herstellt, desto effizienter kann das Unternehmen produzieren. Der Hauptsitz in Taiwan stellt dabei sowohl eine geopolitische Stärke als auch ein potenzielles Risiko dar, insbesondere im Hinblick auf die Spannungen mit China.
Texas Instruments – Solider Dauerläufer mit Fokus auf Analogtechnik
Texas Instruments (TI) verfolgt ein ganz anderes Geschäftsmodell. Das US-Unternehmen entwickelt und verkauft eigene Halbleiterprodukte, insbesondere im Bereich Analogchips und Embedded Processing. Diese Technologien ermöglichen etwa die Steuerung von Stromflüssen oder die Verbindung physikalischer Signale mit digitalen Systemen – und sind damit unentbehrlich für Anwendungen in der Automobilindustrie, der industriellen Fertigung oder der Medizintechnik.
TI ist für seine konservative, aber langfristig erfolgreiche Strategie bekannt. Der Konzern betreibt eigene Fertigungsstätten, investiert kontinuierlich in deren Modernisierung und setzt auf hohe operative Effizienz. Kundenbeziehungen bestehen oft über Jahrzehnte hinweg. Anstatt auf spektakuläres Wachstum zu setzen, fokussiert sich Texas Instruments auf stabile Umsätze, planbare Cashflows und eine kontinuierlich steigende Dividende.
2. Kursentwicklung im Vergleich (Stand: Juli 2025)
TSMC-Aktie:
Die Aktie von TSMC notiert aktuell bei 242,61 USD. In den vergangenen sieben Tagen gab es einen leichten Rückgang von 1,22 %, der jedoch im Kontext des Gesamtjahres kaum ins Gewicht fällt. Auf Monatssicht legte die Aktie um 10,23 % zu, während sie in den letzten drei Monaten sogar einen beeindruckenden Zuwachs von 47,77 % verzeichnete. Innerhalb des letzten Jahres stieg der Kurs um nahezu 50 %.
Dieser starke Aufwärtstrend lässt sich vor allem auf die anhaltend hohe Nachfrage nach Hochleistungschips und die Rolle von TSMC als Schlüsselzulieferer für KI-Chips zurückführen. Kunden wie Nvidia, AMD oder Apple benötigen zunehmend komplexere Chips, die nur TSMC in ausreichender Qualität und Quantität liefern kann.
Texas Instruments-Aktie:
Die Aktie von Texas Instruments steht aktuell bei 185,75 USD. Im Gegensatz zu TSMC musste TI zuletzt erhebliche Kursverluste hinnehmen. Allein in der letzten Woche sank der Kurs um 14,24 %. Im Monatsvergleich ergibt sich ein Minus von 9,75 %. Positiv fällt lediglich die 3-Monats-Performance auf: Hier steht ein Zuwachs von 14,57 % zu Buche. Auf Jahressicht jedoch liegt die Aktie mit –8,04 % im negativen Bereich.
Die jüngste Kursschwäche resultiert aus enttäuschenden Quartalszahlen. Sowohl Umsatz als auch Ausblick blieben hinter den Erwartungen zurück. Der starke Rückgang innerhalb weniger Tage hat allerdings auch Bewertungsniveaus geschaffen, die für langfristig orientierte Investoren interessant sein könnten.
3. Bewertung & Kennzahlen
Ein Blick auf zentrale Bewertungskennzahlen zeigt deutliche Unterschiede:
Kennzahl | TSMC | Texas Instruments |
---|---|---|
Marktkapitalisierung | 1,25 Billionen USD | 168,7 Milliarden USD |
KGV | 22,68 | 33,45 |
Dividendenrendite | 1,48 % | 2,90 % |
Ø Handelsvolumen | 12,2 Mio. Aktien/Tag | 6,79 Mio. Aktien/Tag |
TSMC ist nicht nur der größere Konzern, sondern auch günstiger bewertet – gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Das aktuelle KGV von 22,68 signalisiert bei TSMC ein moderates Bewertungsniveau, das durch hohes Wachstumspotenzial gerechtfertigt scheint.
Texas Instruments hingegen weist ein deutlich höheres KGV von 33,45 auf. Das Unternehmen wird somit trotz schwächerer Kursentwicklung teurer gehandelt – möglicherweise ein Hinweis darauf, dass der Markt TI aufgrund der stabilen Cashflows und hohen Dividenden weiterhin schätzt.
Die Dividendenrendite von TI liegt mit 2,90 % fast doppelt so hoch wie die von TSMC (1,48 %). Das unterstreicht die Rolle von TI als defensives Investment mit Fokus auf laufende Ausschüttungen.
4. Wachstumschancen und strategische Ausrichtung
TSMC:
Das Unternehmen verfolgt eine aggressive Wachstumsstrategie, die auf technologische Führerschaft und globale Expansion setzt. Das Unternehmen investiert Milliarden in neue Fertigungskapazitäten – unter anderem in den USA, Japan und Deutschland. Besonders stark ist TSMC im Bereich der 3nm- und bald auch 2nm-Technologie, die bei der Entwicklung von KI-Chips, Mobilprozessoren und Rechenzentren zum Einsatz kommen.
Die Nachfrage nach Hochleistungs-Halbleitern ist enorm – und TSMC profitiert direkt davon. Da Unternehmen wie Nvidia, AMD oder Apple auf die Fertigungskapazitäten von Taiwan Semiconductor Manufacturing angewiesen sind, sichert sich der Konzern eine stabile und wachsende Auftragslage. Zudem bietet der KI-Boom (z. B. durch Large Language Models, autonomes Fahren und Robotik) enormes Zusatzpotenzial.
Texas Instruments:
TI konzentriert sich auf weniger zyklische, aber stabile Bereiche. Als Marktführer für Analogchips beliefert TI Industriekunden, Automobilhersteller, die Luftfahrt und viele weitere Branchen. Diese Märkte wachsen meist langsam, aber stetig – unabhängig von kurzfristigen Hypes.
Das Unternehmen investiert gezielt in den Ausbau der eigenen Fertigung und verfolgt dabei eine langfristig orientierte Kapitalallokation. Ziel ist es, verlässlich steigende Cashflows zu erzielen, die wiederum in Dividenden und Aktienrückkäufe fließen. Zwar fehlt TI derzeit die Dynamik des KI-Markts, dafür punktet es mit Beständigkeit und strategischer Disziplin.
5. Risiken und Unsicherheiten
TSMC:
Das größte Risiko für TSMC liegt nicht im operativen Geschäft, sondern in der Geopolitik. Eine Eskalation des Taiwan-Konflikts oder Sanktionen im Rahmen eines möglichen China-USA-Handelsstreits könnten den Zugang zu wichtigen Märkten oder Produktionsmitteln gefährden. Auch Naturkatastrophen oder Stromausfälle in Taiwan können die hochsensiblen Produktionsprozesse massiv stören.
Zudem ist TSMC stark abhängig von einer kleinen Anzahl an Großkunden. Sollte beispielsweise Apple oder Nvidia künftig verstärkt auf eigene Fertigung (Inhouse) oder alternative Lieferanten setzen, könnte das TSMC empfindlich treffen.
Texas Instruments:
TI leidet derzeit unter einem schwächeren makroökonomischen Umfeld. Die Investitionszurückhaltung in der Industrie und geringere Auftragseingänge im Automobilsektor drücken auf das Wachstum. Zudem ist TI – anders als TSMC – kaum im stark wachsenden KI-Segment präsent. Die Gefahr besteht, dass das Unternehmen langfristig ins Hintertreffen gerät, wenn technologische Innovationen nicht in ausreichendem Maß genutzt werden.
Ein weiteres Risiko ist die Bewertung: Trotz des Kursrückgangs ist die Aktie relativ teuer – gemessen an KGV und PEG-Ratio. Sollte das Gewinnwachstum weiter ausbleiben, könnten weitere Rückschläge folgen.
6. Fazit: TSMC vs Texas Instruments – Wer gewinnt 2025?
Beide Unternehmen gehören zur ersten Liga der Halbleiterbranche, doch ihr Profil ist grundverschieden.
TSMC ist der Innovationsführer, profitiert massiv vom KI-Boom und spielt eine Schlüsselrolle in der globalen Chipproduktion. Das Unternehmen überzeugt mit technischer Überlegenheit, einem klaren Wachstumsfokus und einem starken Momentum an der Börse. Wer auf Hightech, KI und Zukunftsmärkte setzen will, ist bei TSMC richtig. Die Risiken durch Taiwan sollten aber nicht unterschätzt werden.
Texas Instruments hingegen punktet mit Stabilität, Dividendenstärke und einer treuen Kundschaft in klassischen Industriezweigen. Für Investoren, die Wert auf konservative Bilanzpolitik, regelmäßige Ausschüttungen und verlässliche Margen legen, bleibt TI trotz aktueller Schwäche eine solide Wahl.
Unsere Einschätzung:
- Wachstumsorientierte Anleger: Taiwan Semiconductor Manufacturing bietet klar die besseren Perspektiven für dynamisches Kapitalwachstum.
- Dividendenjäger und Langfrist-Investoren: Texas Instruments bleibt eine attraktive Option für stabile Cashflows.
- Kombinierter Ansatz: Beide Aktien können sich hervorragend im Depot ergänzen – als wachstumsstarke und defensive Komponente.
FAQ – Häufige Fragen zu den Aktien
Welches Unternehmen wächst stärker?
TSMC verzeichnet aktuell das deutlich stärkere Umsatz- und Gewinnwachstum – vor allem durch die boomende Nachfrage nach KI- und Hochleistungschips.
Welche Aktie ist risikoärmer?
Texas Instruments weist eine geringere Volatilität und weniger geopolitische Abhängigkeiten auf, was es zum risikoärmeren Investment macht.
Wo gibt es die höhere Dividende?
Mit einer Dividendenrendite von rund 2,90 % liegt Texas Instruments deutlich vorne (1,48 %).
Ist TSMC überbewertet?
Trotz eines starken Kursanstiegs liegt das KGV bei moderaten 22,68. Im Vergleich zum erwarteten Gewinnwachstum ist die Bewertung angemessen.
Lohnt sich jetzt ein Einstieg in Texas Instruments trotz Kursrückgang?
Für langfristig orientierte Anleger kann der aktuelle Rücksetzer eine attraktive Einstiegsmöglichkeit darstellen – vorausgesetzt, TI stabilisiert sich operativ in den kommenden Quartalen.