Die Intel-Aktie steht im Juli 2025 erneut stark unter Druck. Nach Veröffentlichung der Zahlen zum zweiten Quartal ist der Kurs am 25. Juli um mehr als 4 % gefallen und notiert aktuell bei nur noch 21,62 USD. Das entspricht einem Rückgang von über 31 % im Jahresvergleich und über 40 % seit Beginn der Kursaufzeichnung. Der Markt reagierte enttäuscht auf schwache Margen, operative Verluste und einen verhaltenen Ausblick. Doch was steckt hinter dem Einbruch – und bietet die Intel-Aktie möglicherweise sogar eine Turnaround-Chance?
Unternehmensprofil: Der Chip-Pionier in der Transformation
Intel ist ein global führender Halbleiterhersteller mit Sitz in Santa Clara, Kalifornien. Über Jahrzehnte hinweg dominierte das Unternehmen den Markt für PC-Prozessoren und war ein Synonym für Innovation in der Mikrochiptechnologie. Heute steht Intel jedoch vor großen Herausforderungen: Die Konkurrenz durch AMD, Nvidia und insbesondere durch Auftragsfertiger wie TSMC ist enorm gewachsen.
Intel versucht derzeit, sich neu aufzustellen – mit einem Fokus auf interne Fertigungskapazitäten (Foundry Services), einer aktiven Rolle in der KI-Revolution und massiven Investitionen in neue Fertigungsanlagen in den USA und Europa. Ziel ist es, sich von einem reinen Chipdesigner zu einem globalen Komplettanbieter von „Silicon + Systems + Software“ zu entwickeln. Der Weg dahin ist jedoch steinig – wie die aktuellen Quartalszahlen zeigen.
Q2 2025: Umsatz besser als erwartet, aber tiefrote Zahlen
Laut der offiziellen Earnings Presentation vom 24. Juli 2025 erzielte Intel im zweiten Quartal einen Umsatz von 12,9 Mrd. USD – und lag damit leicht über der eigenen Prognose. Im Vergleich zum Vorjahresquartal entspricht das einem Mini-Plus von 0,2 %. Doch unter der Oberfläche zeigen sich große Schwächen.
Die Bruttomarge nach GAAP fiel auf nur noch 27,5 %, ein Rückgang um 7,9 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Die Non-GAAP-Marge lag bei 29,7 % und damit 6,8 Punkte unter der Prognose von April. Noch gravierender ist der operative Verlust: Intel meldete einen GAAP-Betriebsverlust von –3,2 Mrd. USD. Auch der Gewinn je Aktie (GAAP EPS) lag mit –0,67 USD deutlich unter den Erwartungen.
Selbst bereinigt um Sondereffekte bleibt ein Non-GAAP EPS von –0,10 USD – das sind 0,10 USD unter der April-Prognose. Gründe dafür sind vor allem hohe Restrukturierungskosten, rückläufige Margen und weiterhin schleppende Fortschritte in der Produktpipeline.
Bewertung Intel-Aktie: Niedriges KGV, aber keine Gewinne
Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von –5,12 weist Intel derzeit ein negatives Ergebnis aus. Das bedeutet: Das Unternehmen erwirtschaftet aktuell keinen Gewinn und befindet sich bilanziell in einer Verlustphase. Auch die Dividendenrendite liegt bei mageren 0,55 %. Angesichts eines stagnierenden Cashflows und hoher Investitionen wurde die Dividende in den letzten Jahren mehrfach gekürzt.
Die Marktkapitalisierung beträgt nur noch 98,71 Mrd. USD – ein dramatischer Rückgang gegenüber den Hochzeiten, als Intel zu den wertvollsten Technologieunternehmen der Welt gehörte. Anleger haben offenbar das Vertrauen in die Ertragskraft verloren – oder zumindest auf Pause gestellt.
Chancen Intel-Aktie: KI-Offensive und strategische Neuausrichtung
Trotz der aktuellen Schwäche gibt es auch Lichtblicke. Intel investiert massiv in seine Foundry-Sparte (Auftragsfertigung) und möchte sich als Alternative zu TSMC und Samsung positionieren. Das sogenannte „Intel 18A“-Verfahren macht laut Unternehmensangaben Fortschritte. Die ersten Wafer wurden in Arizona bereits produziert.
Auch im KI-Segment zeigt sich Intel zunehmend aktiv: Neue AI-PCs wurden angekündigt, und die Xeon-6-Serverprozessoren für Rechenzentren sollen KI-Workloads effizienter verarbeiten. Das Unternehmen plant außerdem, nicht zum Kerngeschäft gehörende Assets zu verkaufen, um Kapital freizusetzen.
Weitere Chancen bieten sich durch staatliche Unterstützung im Rahmen des US-CHIPS-Act sowie durch strategische Partnerschaften und langfristige Lieferverträge mit großen Kunden.
Risiken: Konkurrenz, Margendruck und geopolitische Unsicherheit
Intel steht weiterhin unter erheblichem Wettbewerbsdruck. AMD und Nvidia gewinnen Marktanteile, insbesondere im KI-Bereich. TSMC dominiert die Chipfertigung. Intels eigene Fertigungstechnologie hinkte lange hinterher – und obwohl Fortschritte gemacht wurden, zweifelt der Markt an der nachhaltigen Wettbewerbsfähigkeit.
Zudem belasten hohe Investitionskosten und Restrukturierungen die Bilanz. Das Unternehmen plant allein 2025 bis zu 18 Mrd. USD an Bruttoinvestitionen. Gleichzeitig ist der freie Cashflow negativ (–1,1 Mrd. USD), was weitere Belastungen mit sich bringt.
Nicht zuletzt gibt es Unsicherheiten durch globale Spannungen (USA–China, Taiwan, Nahost), die sich negativ auf Lieferketten und Produktionsstandorte auswirken könnten.
Ausblick: Hoffnung auf 2026, aber Geduld ist gefragt
Für das dritte Quartal 2025 erwartet Intel Umsätze zwischen 12,6 und 13,6 Mrd. USD – bei einer Non-GAAP-Marge von 36 % und einem EPS von 0,00 USD. Das bedeutet: Frühestens 2026 rechnet das Management mit einer Rückkehr in die Gewinnzone. Die operative Transformation braucht Zeit, der Konzernumbau ist teuer und risikobehaftet.
Für Anleger bedeutet das: Wer heute einsteigt, braucht Geduld, Risikobereitschaft – und den festen Glauben an den Erfolg der Strategie. Immerhin: Wenn es Intel gelingt, sich im Foundry-Markt zu etablieren und mit KI-Produkten zu punkten, könnte der jetzige Kursrückgang als historisch günstiger Einstieg gewertet werden.
Fazit: Intel-Aktie – Risiko oder Turnaround-Gelegenheit?
Die Intel-Aktie befindet sich 2025 in einer tiefen Krise – operativ, strategisch und an der Börse. Doch der Konzern ist nicht chancenlos: Der Aufbau eigener Fertigungskapazitäten, das Engagement im KI-Sektor und eine konsequente Neuausrichtung könnten langfristig Früchte tragen.
Kurzfristig bleibt die Aktie jedoch unter Druck. Wer auf schnelle Gewinne hofft, wird enttäuscht. Wer hingegen strategisch denkt, zyklische Schwächen einkalkuliert und an eine erfolgreiche Neuaufstellung glaubt, könnte Intel jetzt als spekulative Turnaround-Position in Betracht ziehen.
Handlungsempfehlung: Für langfristig orientierte, risikobereite Anleger mit einem Faible für Turnaround-Strategien kann ein erster Einstieg in kleinen Tranchen sinnvoll sein – idealerweise mit weiterem Kapital für Nachkäufe bei anhaltender Schwäche. Anleger sollten jedoch regelmäßig prüfen, ob Intel Fortschritte in der Margenentwicklung, Produktinnovation und Foundry-Expansion erzielt. Dennoch bietet sich hier durchaus eine gute Gelegenheit für den Einstieg in die Intel-Aktie Wer eher sicherheitsorientiert anlegt, sollte vor einem Investment abwarten, bis erste operative Erfolge auch in den Zahlen sichtbar werden. Dennoch
FAQ – Häufige Fragen zur Intel-Aktie
Warum ist die Intel-Aktie aktuell so stark gefallen?
Aufgrund schwacher Quartalszahlen, negativer Margen und enttäuschender Gewinnentwicklung.
Wie hoch ist die aktuelle Dividendenrendite?
Sie liegt bei 0,55 % – deutlich unter dem Branchendurchschnitt.
Hat Intel noch Chancen gegen TSMC, Nvidia & Co.?
Ja, wenn es gelingt, die Foundry-Sparte auszubauen und neue KI-Produkte erfolgreich zu platzieren. Dennoch ist die Intel-Aktie momentan nicht mit Nvidia und Co. zu vergleichen.
Wann rechnet Intel wieder mit Gewinnen?
Frühestens ab 2026 – der Ausblick für Q3/2025 liegt bei einem EPS von 0,00 USD.
Ist jetzt ein guter Einstiegszeitpunkt?
Für risikobewusste Langfrist-Investoren mit Turnaround-Fokus: eventuell ja. Für kurzfristig orientierte Anleger: eher nicht. Der weitere Kursverlauf der Intel-Aktie hängt stark von den Ergebnissen im dritten Quartal ab.
Wie entwickelt sich die Foundry-Sparte von Intel?
Das „Intel Foundry Services“-Programm macht laut Management Fortschritte. Erste 18A-Wafer wurden bereits produziert. Ziel ist es, TSMC und Samsung Marktanteile abzunehmen.
Wie stark ist Intel im KI-Geschäft vertreten?
Noch nicht führend, aber mit zunehmenden Aktivitäten: u. a. durch neue AI-PCs, Xeon 6 Server-CPUs und Software-Ökosysteme. Gegen Nvidia ist der Rückstand jedoch noch groß.
Warum ist das KGV bei der Intel-Aktie negativ, und was bedeutet das?
Ein negatives KGV zeigt, dass das Unternehmen Verluste schreibt. Anleger müssen auf künftige Gewinne hoffen – aktuelle Erträge fehlen.
Wie hoch sind die Investitionen 2025?
Intel plant Bruttoinvestitionen von rund 18 Mrd. USD – v. a. für Fertigungsanlagen, Forschung und strategische Transformation.