Die Wolfspeed-Aktie (WOLF) hat in der ersten Juliwoche 2025 für Schlagzeilen gesorgt. Innerhalb ungefähr einer Woche stieg der Kurs von 0,82 USD auf zwischenzeitlich 3,32 USD – ein Plus von über 500 %. Aktuell notiert die Aktie bei etwa 2,67 USD. Der Auslöser: Die Ernennung eines neuen Chief Financial Officers sowie aufkommende Hoffnung auf eine erfolgreiche Restrukturierung im Rahmen eines Chapter-11-Verfahrens.
Doch wie nachhaltig ist diese Rally wirklich? Und lohnt sich für Anleger ein Einstieg in die Wolfspeed-Aktie? Wir liefern eine detaillierte Analyse.
Was macht Wolfspeed eigentlich?
Wolfspeed ist ein US-amerikanischer Hersteller von Leistungshalbleitern, der sich auf Siliziumkarbid (SiC) spezialisiert hat. Diese Halbleiter sind robuster, effizienter und leistungsfähiger als herkömmliche Siliziumchips. Sie kommen insbesondere in Elektrofahrzeugen, Ladeinfrastruktur, Industrieanlagen und bei der Umwandlung erneuerbarer Energien zum Einsatz.
Wolfspeed entstand aus dem Unternehmen Cree Inc. und vollzog 2021 die komplette Umstellung auf den SiC-Bereich. Das Unternehmen betreibt Produktionsstätten in den USA und expandiert derzeit stark – unter anderem mit einem neuen Werk in North Carolina.
Kursanalyse Wolfspeed-Aktie: Vom Allzeithoch zum Pennystock und zurück?
Noch vor wenigen Jahren zählte Wolfspeed zu den Highflyern der Chipbranche. 2021 erreichte die Aktie ein Allzeithoch von über 140 USD. Doch Produktionsprobleme, überzogene Kosten für den Fabrikbau und ein sich abkühlender Markt führten zu einem dramatischen Kursverfall.
- Frühjahr 2024: Die Aktie notierte noch bei rund 30 USD, verlor aber kontinuierlich an Wert.
- Mai bis Juni 2025: Der Kurs fiel auf Pennystock-Niveau. Am 2. Juli lag der Kurs bei nur noch 0,82 USD.
- 7. Juli 2025: Die Ernennung von Gregor van Issum zum neuen CFO führt zu einem Intraday-Hoch von 3,32 USD.
- 8. Juli 2025: Der Kurs pendelt sich bei rund 2,67 USD ein – immer noch ein Kursplus von über 200 % binnen weniger Tage.
Wer ist der neue CFO?
Gregor van Issum übernimmt ab September 2025 die Position des CFO. Er war zuvor in Führungsrollen bei ams-OSRAM und NXP Semiconductors tätig und gilt als erfahrener Finanzstratege. Seine Berufung wird als Signal für eine strengere Finanzdisziplin und bessere Kommunikation mit Investoren gewertet.

Insbesondere in Verbindung mit dem eingeleiteten Chapter-11-Verfahren zur Schuldenrestrukturierung löst seine Ernennung Spekulationen über einen echten Neuanfang aus. Die Börse feiert diesen Schritt mit einer beeindruckenden Rally.
Chancen: Was für die Wolfspeed-Aktie spricht
Stärken und Potenziale | Details |
Technologischer Fokus auf SiC | Stark wachsender Zukunftsmarkt mit großem Kundeninteresse |
Erneuerung der Unternehmensführung | Neuer CFO mit Restrukturierungserfahrung |
Chapter-11-Verfahren | Ermöglicht potenziellen Schuldenabbau und operativen Neustart |
Hohes Handelsvolumen und mediale Aufmerksamkeit | Momentum lockt Trader und kurzfristige Investoren |
Große Kundenbasis und Partnerschaften | Kooperationen mit Tesla, ZF, Infineon & Co. könnten Stabilität schaffen |
Risiken: Was Anleger beachten sollten
Risiken und Unsicherheiten | Details |
Hoher Schuldenstand | Über 4,6 Mrd. USD an Verbindlichkeiten stehen auf der Bilanz |
Fehlende operative Rentabilität | Bisher keine nachhaltigen Gewinne trotz wachsender Nachfrage |
Produktions- und Lieferprobleme | Neue Werke verursachen hohe Kosten und brauchen Zeit zur Skalierung |
Verwässerungsgefahr | Kapitalerhöhungen zur Finanzierung könnten bestehende Aktionäre belasten |
Unsicherheit über Chapter-11-Ausgang | Unklar, wie erfolgreich der Umstrukturierungsplan umgesetzt wird |
Fundamentale Bewertung
Trotz kurzfristiger Euphorie bleibt die fundamentale Lage angespannt. Die Marktkapitalisierung ist extrem volatil, das Eigenkapital ist durch Verluste stark geschrumpft und das operative Geschäft leidet unter Ineffizienzen.
Auf der anderen Seite ist Wolfspeed einer der wenigen Player mit vertikal integrierter SiC-Produktion – ein potenzieller Wettbewerbsvorteil in einem Markt, dessen Nachfrage mittel- bis langfristig deutlich wachsen dürfte.
Einschätzung und Handlungsempfehlung
- Kurzfristig: Ein klarer Momentum-Trade. Wer früh eingestiegen ist, sollte Teilgewinne sichern. Neueinstiege nur mit Stop-Loss unter 2,30 USD. Trader sollten sich bewusst sein, dass ein Kursrückgang von 30–50 % jederzeit möglich ist.
- Mittelfristig: Spannend, wenn Wolfspeed konkrete Fortschritte bei der Restrukturierung und operativen Kostenkontrolle zeigt. Eine Bodenbildung im Bereich 2,50 bis 3,50 USD wäre ein positives Signal.
- Langfristig: Wer an den Durchbruch von SiC glaubt, und auf eine erfolgreiche Restrukturierung setzt, findet hier einen hochriskanten, aber potenziell lukrativen Turnaround-Kandidaten. Allerdings: Nur mit kleinem Depotanteil und langen Atem.
Fazit: Hoffnung, Hype oder echte Wende?
Die Wolfspeed-Aktie ist zurück im Fokus der Börse. Nach Monaten des Niedergangs lösen CFO-Wechsel und Chapter-11-Fantasie eine Rally aus. Doch fundamentale Baustellen bleiben bestehen.
Für risikobereite Anleger bietet die Aktie kurzfristige Chancen und mittelfristig eine spekulative Turnaround-Idee. Wer investiert, sollte klare Ausstiegsszenarien festlegen und sich der Risiken bewusst sein.
Für konservative Anleger gilt: beobachten ja, investieren nein.