Wochenrückblick – die Börsenwoche vom 8. bis 12. Juli 2025 stand ganz im Zeichen makroökonomischer Signale. Anleger weltweit blickten gespannt auf gleich mehrere richtungsweisende Ereignisse: das mit Spannung erwartete Protokoll der US-Notenbank (Fed), Zinsentscheide in Australien und Neuseeland sowie die Veröffentlichung zentraler Konjunkturdaten aus China. Im Zusammenspiel gaben diese Faktoren wichtige Hinweise auf den globalen geldpolitischen Kurs und mögliche wirtschaftliche Risiken.
Während der DAX und der S&P 500 sich weitgehend stabil hielten, zeigten sich deutliche Bewegungen im Anleihemarkt, bei Rohstoffen und im Währungsbereich. Auch Gold – oft als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten genutzt – erklomm ein neues Hoch bei rund 3.350 USD, angetrieben von geopolitischer Unsicherheit und gemischten Signalen aus der Weltwirtschaft.
In diesem Wochenrückblick analysieren wir ausführlich die Ergebnisse der geldpolitischen Veröffentlichungen, interpretieren die China-Daten und ordnen die Reaktionen an den Märkten ein – inklusive einer Bewertung, was dies für Anleger bedeutet.
Fed-Protokoll: Mehr Uneinigkeit als erwartet
Am Mittwoch veröffentlichte die Federal Reserve das Protokoll ihrer Sitzung vom 17.–18. Juni 2025. Im Gegensatz zu früheren Veröffentlichungen offenbarte sich diesmal eine deutliche Uneinigkeit unter den FOMC-Mitgliedern. Einige befürworteten eine baldige Zinssenkung – möglicherweise bereits im Juli. Die Mehrheit jedoch sprach sich dafür aus, weitere wirtschaftliche Daten abzuwarten, bevor geldpolitische Schritte unternommen werden.
Die zentrale Botschaft des Protokolls: Inflationsbekämpfung bleibt weiterhin das Hauptziel. Auch wenn die Inflation zuletzt spürbar zurückgegangen ist, hält die Fed es für verfrüht, eine klare Trendwende auszurufen. Besonders die Löhne, die Kerninflation im Dienstleistungssektor sowie das Konsumverhalten werden kritisch beobachtet.
Die Märkte reagierten mit gemäßigtem Optimismus: Zwar sanken die Renditen von US-Staatsanleihen leicht, doch eine Zinssenkung im Juli wurde durch die Aussagen unwahrscheinlicher. Der FedWatch-Tool der CME-Gruppe zeigte am Donnerstag nur noch eine Wahrscheinlichkeit von rund 30 % für einen Zinsschritt im Juli – im Vergleich zu 50 % eine Woche zuvor.
Fazit: Die US-Notenbank lässt sich weiterhin alle Optionen offen. Für Anleger bedeutet das: Volatilität bleibt, kurzfristige Entscheidungen sollten datengetrieben sein.
RBA und RBNZ: Geldpolitische Zurückhaltung
Neben der Fed sorgten auch die Zentralbanken in Australien (RBA) und Neuseeland (RBNZ) für Aufmerksamkeit. Beide Notenbanken hielten ihre Leitzinsen unverändert – allerdings mit unterschiedlicher Tonalität.
Die australische Zentralbank ließ ihren Leitzins bei 3,85 %. Der Entscheid fiel denkbar knapp aus: Sechs von neun Ratsmitgliedern sprachen sich für eine Zinspause aus, drei wollten eine Anhebung. Die Notenbankchefin betonte, dass sich die nächste Entscheidung maßgeblich an den bis August verfügbaren Inflationsdaten orientieren werde.
Auch die RBNZ beließ ihren Leitzins bei 3,25 %. Nach sechs Zinssenkungen in Folge war dieser Schritt zwar erwartet worden, dennoch ist die Botschaft klar: Die Notenbank wolle die bisherigen Maßnahmen erst einmal wirken lassen. Der Inflationsdruck in Neuseeland sei gesunken, gleichzeitig deuten Arbeitsmarktdaten auf eine Abkühlung hin.
An den Märkten führte dies zu kaum messbaren Reaktionen. Der australische und neuseeländische Dollar blieben stabil, Anleihen tendierten freundlich. Für globale Investoren zeigte sich vor allem eines: Die Ära radikaler Zinssenkungen ist zunächst vorbei, stattdessen dominiert geldpolitische Vorsicht.
China-Daten: Leichte Erholung, aber Risiken bleiben
Die chinesische Volkswirtschaft veröffentlichte im Verlauf der Woche wichtige Kennzahlen zur Entwicklung im Juni. Besonders im Fokus standen die Verbraucherpreise (CPI), die Erzeugerpreise (PPI) sowie die Industrieproduktion.
Die Verbraucherpreise stiegen gegenüber dem Vorjahr um +0,1 % – ein leichtes Plus nach mehreren Monaten mit Nullwachstum oder Rückgängen. Die Erzeugerpreise hingegen sanken weiter, um –3,6 %, was auf andauernden Preisdruck in der Industrie hindeutet.
Die Industrieproduktion legte im Juni um +5,8 % zu, verfehlte aber die Erwartungen leicht. Der Einzelhandelsumsatzstieg um +6,4 %, was als positives Signal für den Binnenkonsum gewertet wurde. Dennoch: Viele Analysten zeigten sich enttäuscht von der Dynamik.
Besonders auffällig ist der Kontrast zwischen Konsum- und Investitionsverhalten. Während Haushalte weiterhin verhalten konsumieren, bleiben private Investitionen unter Druck – vor allem im Immobiliensektor.
Die Regierung in Peking kündigte an, weitere stimulierende Maßnahmen zu prüfen, darunter Infrastrukturinvestitionen und Steuererleichterungen für kleine Unternehmen. Ob dies reicht, um die Wirtschaft auf Wachstumskurs zu halten, bleibt offen.
Fazit: Chinas Wirtschaft zeigt zarte Erholungstendenzen – aber der deflationäre Druck und strukturelle Probleme bleiben. Für Rohstoffmärkte und Exportländer sind die Signale gemischt.
Goldpreis auf Rekordniveau: 3.350 USD pro Unze
Parallel zu den Konjunkturdaten verzeichnete der Goldpreis in dieser Woche ein neues Rekordhoch bei 3.350 USD pro Feinunze. Mehrere Faktoren trieben den Kurs:
- Geopolitische Unsicherheit in Osteuropa und Asien.
- Zinssignale aus den USA, die auf eine anhaltend lockere Geldpolitik deuten.
- Inflationssorgen in Schwellenländern, die die Nachfrage nach sicheren Anlagen stützen.
Auch Zentralbanken weltweit bauen weiterhin ihre Goldreserven aus – zuletzt meldeten China und Indien erneut größere Zukäufe.
Für Anleger bedeutet der Anstieg: Gold bleibt ein wichtiger Baustein zur Diversifikation, vor allem in Phasen geldpolitischer Unsicherheit. Kurzfristig könnten Gewinnmitnahmen einsetzen – doch mittelfristig bleibt das Momentum intakt.
Aktienmärkte: Solide, aber selektiv
Die großen Leitindizes zeigten sich in der KW28 insgesamt stabil. Während der DAX leicht zulegte, bewegten sich der S&P 500 und der Nasdaq 100 in engen Spannen. Anleger fokussierten sich auf einzelne Sektoren:
- Tech-Werte wie Nvidia, AMD oder Palantir blieben stark – getrieben vom KI-Boom.
- Banken zeigten Schwäche, da sinkende Zinsphantasien auf die Marge drücken.
- Industriewerte reagierten kaum auf die China-Daten.
Einzelaktien wie Coinbase oder Rheinmetall setzten ihre jeweilige Hausse fort – erstere getrieben von der Krypto-Euphorie, letztere vom Verteidigungsbudget und geopolitischen Entwicklungen.
Anleihemärkte: Renditen geben nach
Die globalen Anleihemärkte zeigten in dieser Woche überwiegend sinkende Renditen. In den USA fiel die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihe von 4,25 % auf rund 4,12 %. Auch in Deutschland, Frankreich und Japan waren Rückgänge zu beobachten.
Die Nachfrage nach „sicheren Häfen“ bleibt hoch – nicht zuletzt durch die Unsicherheit über Chinas Wachstum und die unklare Zinsentwicklung in den USA.
Besonders Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating wurden verstärkt nachgefragt. Risikoprämien (Spreads) sanken leicht – ein Zeichen für stabile Liquidität, aber auch gestiegene Risikoakzeptanz.
Währungen: US-Dollar schwächer, Euro und Yen stabil
Der US-Dollar gab gegenüber den meisten Währungen leicht nach – eine Reaktion auf das eher dovishe Fed-Protokoll. Der Euro pendelte um die Marke von 1,17 USD, der japanische Yen blieb stabil bei rund 147 Yen pro Dollar.
Interessant: Der australische Dollar konnte trotz Zinspause der RBA leicht zulegen – vermutlich getragen von stabilen Rohstoffpreisen. Auch der neuseeländische Dollar zeigte Stärke, insbesondere gegenüber dem Yen.
Für Anleger in Devisenfonds oder mit Exposure in Fremdwährungen ergeben sich selektive Chancen – insbesondere im Carry Trade mit Hochzinswährungen.
Fazit & Ausblick: Was Anleger jetzt beachten sollten
Die KW28 brachte wichtige Erkenntnisse für die kommenden Wochen:
- Die Fed bleibt vorsichtig – Zinssenkungen sind frühestens ab September realistisch.
- Australien und Neuseeland pausieren – aber die Tür für spätere Schritte bleibt offen.
- China liefert gemischte Signale – Hoffnung auf Erholung, aber keine Garantie.
- Gold etabliert sich als Krisenwährung – und könnte bei Unsicherheit weiter profitieren.
- Aktienmärkte bleiben stabil, aber selektiv – Sektor-Rotation wird wichtiger.
Für Anleger gilt: Jetzt ist keine Zeit für Aktionismus, sondern für strategische Positionierung. Wer auf Diversifikation, Qualitätswerte und ein gutes Risikomanagement setzt, dürfte auch in einem unsicheren Umfeld stabil aufgestellt sein.