Wie lange sollte man ETFs halten? Diese Frage stellen sich viele Anleger – egal ob Einsteiger oder Fortgeschrittene. Denn ETFs gelten als langfristige Geldanlage, doch was heißt das konkret? Drei Jahre, sieben oder besser gleich zwanzig? Die optimale Haltedauer hängt von deiner Strategie, Risikobereitschaft und den Marktbedingungen ab. In diesem Artikel erfährst du, warum Zeit oft wichtiger ist als Timing – und wie du mit der richtigen ETF-Haltedauer deine Rendite maximierst und typische Fehler vermeidest.
ETF-Grundlagen: Warum die Haltedauer eine entscheidende Rolle spielt
ETFs sind längst kein Nischenprodukt mehr: Millionen Menschen in Deutschland setzen auf börsengehandelte Indexfonds, um Vermögen aufzubauen.
Ein ETF (Exchange Traded Fund) bildet einen Index wie den MSCI World, DAX oder Nasdaq 100 nach – und ermöglicht damit eine breite Streuung mit nur einem Produkt. Doch wie bei jeder Geldanlage hängt der Erfolg davon ab, wie lange man investiert bleibt.
Denn: Märkte schwanken. Wer zu früh verkauft, realisiert oft Verluste oder verpasst spätere Erholungen. Wer hingegen zu lange wartet, könnte in eine Korrektur geraten. Die richtige Haltedauer ist also mehr als nur eine Zahl – sie ist Teil deiner Strategie.
Kurzfristig vs. langfristig: Was bedeutet das konkret?
Anlagehorizont | Zeitspanne | Zielsetzung | Empfehlung für ETFs |
---|---|---|---|
Kurzfristig | unter 3 Jahren | Spekulativer Gewinn, Timing | Nicht empfehlenswert |
Mittelfristig | 3 bis 7 Jahre | Kapitalaufbau mit Flexibilität | Möglich, aber mit Risiko |
Langfristig | über 7 Jahre | Vermögensaufbau, Altersvorsorge | Optimal für ETF-Strategien |
Je länger du investiert bleibst, desto besser wirkt der sogenannte Cost-Average-Effekt – vor allem bei regelmäßigen Sparplänen. Und umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit, in einem schlechten Börsenjahr verkaufen zu müssen.
Historische Daten: Was die Vergangenheit über ETF-Haltedauer verrät
Zahlreiche Studien zeigen: Wer breit gestreute ETFs wie den MSCI World über mindestens 10 Jahre hält, hat in der Vergangenheit fast immer positive Renditen erzielt – selbst nach Krisenjahren wie 2008, 2020 oder 2022.
Einige Beispiele:
- MSCI World (1975–2023): Keine negative 15-Jahres-Periode.
- S&P 500 (USA): Über 20 Jahre im Schnitt 8–10 % p. a.
- DAX (Deutschland): kurzfristig teilweise hohe Schwankungen, aber stabile Trends ab 10 Jahren Haltedauer.
Fazit: Langfristiges Investieren in ETFs hat historisch nahezu immer funktioniert – unabhängig vom Einstiegszeitpunkt.
Steuern & Timing: Auch der Fiskus belohnt Geduld
Die Haltedauer von ETFs hat auch steuerliche Auswirkungen – zumindest indirekt:
- Vor 2009 gekaufte Fonds waren nach 12 Monaten steuerfrei. Das gilt heute nicht mehr.
- Seit 2018 unterliegen alle ETFs der Vorabpauschale und Kapitalertragsteuer – unabhängig von der Haltedauer.
- Trotzdem lohnt sich Langfristigkeit: Denn realisierte Kursgewinne fallen später an – und der Zinseszinseffekt kann sich entfalten.
Tipp: Wer ETFs lange hält, profitiert nicht nur vom Renditeeffekt – sondern kann auch strategisch Verluste ausgleichen (Verlustverrechnung) und Gewinne in ruhigen Marktphasen realisieren.
Psychologie des Haltens: Warum Geduld dein größter Vorteil ist
Einer der größten Fehler von ETF-Anlegern ist: zu früh verkaufen – etwa aus Angst vor Kursverlusten oder wegen schlechter Nachrichten. Dabei ist gerade in Krisenzeiten Geduld gefragt.
Beispiele aus der Praxis:
- Wer im März 2020 während des Corona-Crashs verkauft hat, verpasste die massive Erholung in den folgenden Monaten.
- Auch 2022 – mit Ukraine-Krieg, Inflation und Zinsangst – haben viele Anleger nervös verkauft, obwohl sich viele Märkte bis 2024 weitgehend erholt haben.
Fazit: Wer ETFs langfristig hält, muss nicht versuchen, den „perfekten“ Zeitpunkt zu finden – sondern bleibt einfach investiert. Das reduziert Stress und erhöht die Renditechancen.
Wann solltest du ETFs verkaufen?
Trotz aller Vorteile kann es gute Gründe geben, einen ETF zu verkaufen:
- Du erreichst dein Sparziel (z. B. Hauskauf, Weltreise)
- Dein Risikoprofil ändert sich (z. B. kurz vor dem Rentenbeginn)
- Der ETF wird aufgelöst oder fusioniert
- Du möchtest dein Depot umstrukturieren (z. B. Fokus auf ESG oder Dividenden)
Aber: Verkaufe nicht aus Panik oder wegen kurzfristiger Verluste. Märkte schwanken – das gehört dazu.
Strategien für die Praxis: So findest du deine ideale Haltedauer
Es gibt keine pauschale Antwort auf die Frage „Wie lange sollte man ETFs halten?“ – aber es gibt Leitlinien. Hier einige Strategien:
1. Buy & Hold (klassisch)
- Einfach kaufen und viele Jahre nicht verkaufen
- Ideal für Altersvorsorge oder langfristigen Vermögensaufbau
- Spart Transaktionskosten und vermeidet Timing-Fehler
2. Buy & Check (aktiv-passiv)
- Jährlicher Check des Depots
- Rebalancing bei starken Verschiebungen
- Ggf. Umschichten bei veränderten Lebensumständen
3. Zielbasierte Haltedauer
- ETFs halten, bis ein konkretes finanzielles Ziel erreicht ist (z. B. 15 Jahre bis Ruhestand)
- Danach schrittweiser Verkauf oder Umschichtung in risikoärmere Anlageklassen (z. B. Anleihen-ETFs)
Empfehlung: So gehst du am besten vor
Wenn du ETFs nutzt, um Vermögen aufzubauen oder fürs Alter zu sparen, lautet die Empfehlung eindeutig:
Halte deine ETFs mindestens 10 bis 15 Jahre – idealerweise länger.
Nutze Sparpläne, um regelmäßig zu investieren – unabhängig vom Kursniveau.
Vermeide Panikverkäufe – bleibe ruhig, auch wenn die Märkte mal fallen.
Kontrolliere dein Depot regelmäßig, aber handle nur mit klarer Strategie.
FAQ: Häufige Fragen zur ETF-Haltedauer
Wie lange muss man ETFs mindestens halten?
Es gibt keine gesetzliche Mindestdauer. Für positive Renditen empfiehlt sich jedoch ein Anlagehorizont von mindestens 7 bis 10 Jahren.
Kann man ETFs auch kurzfristig handeln?
Technisch ja – sinnvoll ist es nicht. ETFs sind keine Daytrading-Instrumente, sondern auf langfristigen Vermögensaufbau ausgelegt.
Was passiert, wenn ich ETFs nur 2–3 Jahre halte?
Du bist stärker dem Risiko von Kursschwankungen ausgeliefert. Die Wahrscheinlichkeit negativer Renditen ist bei kurzen Zeiträumen deutlich höher.
Wann sollte man ETFs verkaufen?
Wenn du dein Ziel erreicht hast oder sich deine Lebenssituation ändert. Nicht aus emotionalen Gründen.