Die US-Aktienmärkte sind mit deutlichen Verlusten in den September gestartet – und das ausgerechnet in einem Monat, der traditionell ohnehin als der schwächste des Jahres gilt. Schon der erste Handelstag brachte rote Zahlen für die großen Indizes. Der Dow Jones Industrial Average verlor fast ein Prozent, der S&P 500 mehr als ein Prozent und der Nasdaq Composite sogar über 1,3 Prozent.
Anleger an den US-Börsen sehen sich dabei einer Mischung aus makroökonomischen Unsicherheiten und politischen Risiken gegenüber. Zum einen sorgt die Zinsentwicklung in den USA für Unruhe: Steigende Renditen bei Staatsanleihen lassen Aktien im Vergleich unattraktiver erscheinen. Zum anderen blicken Investoren gespannt auf den anstehenden US-Arbeitsmarktbericht für August, der richtungsweisend für die Geldpolitik der Federal Reserve sein dürfte. Hinzu kommen politische Spannungen rund um die Handelspolitik von Ex-Präsident Trump sowie Diskussionen über die Unabhängigkeit der US-Notenbank.
All diese Faktoren machen den September für Anleger zu einem Monat mit erhöhtem Risiko – und gleichzeitig mit Chancen für mutige Investoren, die auf Kursbewegungen spekulieren.
US-Indizes im Überblick
Am Dienstag zeigten sich die großen US-Indizes von ihrer schwachen Seite. Der Dow Jones Industrial Average, der als Leitindex für die 30 größten börsennotierten US-Unternehmen gilt, verlor rund 0,8 Prozent. Der breiter gefasste S&P 500, der die 500 wichtigsten US-Konzerne abbildet, fiel um mehr als 1 Prozent. Am stärksten traf es jedoch den Nasdaq Composite, in dem zahlreiche Technologie- und Wachstumswerte vertreten sind: Mit einem Minus von 1,3 Prozent gab er deutlich nach.
Diese Entwicklung ist besonders bemerkenswert, da die Indizes im August noch Zugewinne verzeichnet hatten. Die Anleger hofften auf eine sanfte Landung der US-Wirtschaft, bei der die Inflation ohne größere Rezession zurückgeht. Doch die jüngsten Daten und die Unsicherheit über den weiteren Kurs der Fed haben diese Hoffnungen getrübt.
Auch die US-Staatsanleihen gerieten ins Rampenlicht: Die Rendite der 30-jährigen Anleihe stieg auf 4,96 Prozent – so hoch wie seit Juli nicht mehr. Damit rückt die symbolisch wichtige 5-Prozent-Marke in greifbare Nähe. Die Rendite der 10-jährigen Benchmark-Anleihe, die als Referenz für viele Finanzprodukte in den USA dient, kletterte auf knapp 4,3 Prozent.
Steigende Anleiherenditen sind Gift für die Börse, denn sie erhöhen die Finanzierungskosten für Unternehmen und bieten Investoren gleichzeitig eine risikoärmere Alternative zu Aktien. Für die US-Börsen bedeutet das zusätzlichen Druck, insbesondere für wachstumsorientierte Werte.
US-Techwerte belasten die Märkte
Ein Hauptgrund für die schwache Performance am Dienstag waren die großen US-Technologiewerte. Die sogenannten „Magnificent Seven“, zu denen unter anderem Apple, Microsoft, Tesla, Nvidia, Meta, Alphabet und Amazon gehören, stehen seit Monaten im Fokus. Diesmal waren es vor allem Alphabet (Google) und Amazon, die den Markt nach unten zogen – beide Titel verloren mehr als 2 Prozent.
Die Schwäche der Techwerte ist kein Zufall: Gerade diese Unternehmen reagieren besonders empfindlich auf steigende Zinsen, da ihre Bewertungen stark auf zukünftigen Gewinnen basieren. Je höher die Renditen von US-Staatsanleihen steigen, desto weniger attraktiv erscheinen die langfristigen Wachstumsstorys.
Hinzu kommt, dass die großen Techkonzerne zuletzt enorm von der Euphorie rund um Künstliche Intelligenz profitiert hatten. Viele Analysten warnen jedoch, dass die Erwartungen inzwischen sehr hoch gesteckt sind und bereits kleinste Enttäuschungen zu Kursrückgängen führen können.
Dass die US-Börsen nach dem langen Wochenende – Montag war wegen des Labor-Day-Feiertags geschlossen – mit einem so schwachen Auftakt in die verkürzte Handelswoche starteten, zeigt die Nervosität der Investoren. Für viele gilt der September ohnehin als „Problemmonat“, da statistisch betrachtet die Renditen in diesem Zeitraum am schwächsten ausfallen.
Goldpreis und US-Zinsspekulationen
Während die US-Börsen fielen, erlebte der Goldmarkt einen bemerkenswerten Aufschwung. Der Preis für eine Feinunze Gold sprang am Dienstag zeitweise auf über 3.500 US-Dollar und erreichte damit ein neues Allzeithoch, nachdem er im April schon einmal Rekordstände markiert hatte.
Gold gilt traditionell als sicherer Hafen, wenn Unsicherheit an den Märkten herrscht. Der aktuelle Anstieg wird allerdings nicht nur von geopolitischen Risiken getrieben, sondern vor allem von der Erwartung, dass die US-Notenbank (Fed) ihre Zinsen bald senken könnte. Fed-Chef Jerome Powell hatte zuletzt signalisiert, dass eine Zinssenkung im September möglich sei.
Für Anleger in den USA und weltweit ist dies ein entscheidender Punkt: Sinkende Zinsen würden Kredite billiger machen, Investitionen erleichtern und Aktien tendenziell attraktiver erscheinen lassen. Gleichzeitig steigt jedoch die Attraktivität von Gold als Wertaufbewahrungsmittel in unsicheren Zeiten.
Die Entwicklung des Goldpreises ist damit ein weiteres Indiz für die Unsicherheit, die derzeit über den US-Märktenliegt. Anleger scheinen ihre Portfolios verstärkt abzusichern.
US-Arbeitsmarktbericht im Fokus
Alle Blicke richten sich in dieser Woche auf den US-Arbeitsmarktbericht für August, der am Freitag veröffentlicht wird. Dieser Bericht ist von zentraler Bedeutung für die Entscheidung der Fed, ob sie tatsächlich eine Zinssenkung vornimmt.
Der Arbeitsmarkt gilt in den USA als einer der wichtigsten Indikatoren für die Gesundheit der Wirtschaft. Eine zu starke Beschäftigung könnte die Inflation anheizen und die Fed dazu zwingen, die Zinsen hoch zu halten. Schwächere Daten hingegen würden der Notenbank Spielraum für Lockerungen geben.
Im Vorfeld liefert eine Reihe von Indikatoren wichtige Hinweise: Zahlen zu offenen Stellen, private Gehaltsabrechnungen und ein Update zur US-Industrieproduktion stehen auf der Agenda. Schon diese Daten könnten für Bewegung an den Märkten sorgen.
Derzeit gehen die Märkte mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 90 Prozent von einer Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte im September aus. Sollte der Arbeitsmarkt jedoch überraschend schwach ausfallen, könnten sogar tiefere Zinsschritte in den kommenden Monaten ins Gespräch kommen. Für die US-Börsen wäre dies ein zweischneidiges Schwert: Einerseits würde es die Finanzierungsbedingungen verbessern, andererseits könnte es Rezessionssorgen verstärken.
Politische Risiken in den USA
Neben den wirtschaftlichen Faktoren belasten auch politische Unsicherheiten die Stimmung an den US-Märkten. In Washington wird derzeit heftig über die Unabhängigkeit der Fed diskutiert. Hintergrund ist eine Gerichtsanhörung, in der es darum ging, ob Ex-Präsident Donald Trump Fed-Gouverneurin Lisa Cook entlassen darf. Eine Entscheidung blieb bislang aus, doch schon die Debatte sorgt für Verunsicherung.
Für Investoren ist die Unabhängigkeit der Zentralbank ein entscheidender Faktor. Sollten politische Eingriffe zunehmen, könnte das Vertrauen in die Geldpolitik massiv beschädigt werden.
Zusätzlich hat ein Bundesberufungsgericht am Freitag einen großen Teil von Trumps weltweiten Strafzöllen für verfassungswidrig erklärt. Dieser Rückschlag für die Handelspolitik des Ex-Präsidenten könnte weitreichende Folgen haben. Trump selbst bezeichnete das Urteil als „hochgradig parteiisch“ und kündigte an, den Fall vor den Obersten Gerichtshof zu bringen. Für die US-Börsen bedeutet das: Die Unsicherheit über die künftige Handelspolitik bleibt bestehen.
Fazit: US-Börsen bleiben anfällig
Der September beginnt für die US-Aktienmärkte mit einem klaren Rückschlag. Steigende Anleiherenditen, schwächelnde Technologiewerte, politische Unsicherheiten und ein entscheidender Arbeitsmarktbericht sorgen für Nervosität.
Für Anleger ist die Situation herausfordernd. Kurzfristig dürfte vor allem der Arbeitsmarktbericht am Freitag bestimmen, ob die Fed im September tatsächlich die Zinsen senkt. Eine solche Entscheidung könnte die Märkte kurzfristig stützen, birgt aber langfristig das Risiko neuer Inflationsimpulse.
Die US-Börsen bleiben damit in den kommenden Wochen ein Nervenspiel zwischen Hoffnung und Sorge: Hoffnung auf geldpolitische Lockerungen und eine Stabilisierung der Konjunktur, Sorge vor anhaltender Unsicherheit und politischer Einflussnahme.
Wer investiert, sollte sich auf eine volatile Marktphase einstellen und sein Risiko entsprechend steuern. Chancen bestehen vor allem für Anleger, die Kursrückgänge zum langfristigen Einstieg nutzen. Doch klar ist auch: Der September 2025 wird an den US-Börsen kein einfacher Monat.
FAQ
Warum gelten die US-Börsen im September als besonders schwach?
Historisch zeigt sich, dass die Aktienmärkte in den USA im September häufiger Verluste verzeichnen als in anderen Monaten. Gründe dafür sind oft saisonale Faktoren, Gewinnmitnahmen nach dem Sommer und erhöhte Unsicherheit vor dem Jahresende.
Welche US-Indizes sind betroffen?
Vor allem die großen Leitindizes wie der Dow Jones Industrial Average, der S&P 500 und der Nasdaq Composite. Sie geben die Richtung für den gesamten Markt vor und sind stark von makroökonomischen Entwicklungen abhängig.
Welche Rolle spielt der US-Arbeitsmarktbericht?
Der monatliche Arbeitsmarktbericht ist ein zentraler Indikator für die Fed. Er zeigt, wie robust der US-Arbeitsmarkt ist und beeinflusst direkt die Erwartungen für Zinssenkungen oder Zinserhöhungen.
Warum steigen die Renditen von US-Staatsanleihen?
Die Renditen spiegeln die Erwartungen der Investoren wider. Steigende Renditen deuten darauf hin, dass die Märkte von höheren Finanzierungskosten ausgehen – was wiederum Aktien unter Druck setzt.
Welche Risiken belasten die US-Börsen derzeit zusätzlich?
Neben den Zinsen und dem Arbeitsmarkt spielen auch politische Faktoren eine Rolle: Diskussionen über die Unabhängigkeit der Fed, rechtliche Auseinandersetzungen um Trumps Handelspolitik und globale Unsicherheiten im Welthandel.
Disclaimer
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