Die Aktie des Automobilkonzerns Stellantis (ISIN: NL00150001Q9), hervorgegangen aus der Fusion von Fiat Chrysler und PSA Peugeot Citroën, steht massiv unter Druck. In nur zwölf Monaten hat die Stellantis-Aktie über 57 % an Wert verloren – von über 18 € auf aktuell 8,05 €. Trotz eines Tagesplus von 1,4 % am 21. Juli 2025 bleibt der Kursverlauf besorgniserregend. Grund genug, die aktuelle Lage zu analysieren: Wie steht Stellantis fundamental da? Ist der Kursverfall übertrieben oder gerechtfertigt? Und lohnt sich ein Einstieg für antizyklische Anleger?
1. Kursentwicklung der Stellantis-Aktie im Überblick
Der Blick auf die Kursentwicklung der letzten Monate spricht eine klare Sprache:
Zeitraum | Kursveränderung |
---|---|
1 Tag | +1,39 % |
5 Tage | –6,14 % |
6 Monate | –36,60 % |
1 Jahr | –57,19 % |
52-Wochen-Hoch | 19,29 € |
Aktueller Kurs | 8,05 € |
52-Wochen-Tief | 7,26 € |
2. Der Auslöser: Milliardenabschreibungen belasten die Bilanz
Am 19. Juli meldete Stellantis eine Wertberichtigung in Höhe von 2,9 Milliarden Euro – verursacht durch die Umstellung auf strengere US-Abgasnormen. Die Konsequenz: ein Nettoverlust im ersten Halbjahr 2025 in Milliardenhöhe. Zwar konnte das operative Geschäft solide bleiben, doch die einmaligen Kosten sorgten für einen Schock an der Börse.Zudem steht Stellantis vor hohen Investitionen im Bereich Elektromobilität und Softwareplattformen – zwei Sparten, in denen die Konkurrenz (Tesla, BYD, aber auch VW) bereits weiter ist.
3. Fundamentale Kennzahlen der Stellantis-Aktie
Trotz des massiven Kurssturzes ist die Bewertung der Stellantis-Aktie auf den ersten Blick günstig:
Ein KGV unter 5 und eine Dividendenrendite von über 8 % deuten auf ein stark unterbewertetes Unternehmen hin – zumindest, wenn man davon ausgeht, dass der Gewinn nicht dauerhaft unter Druck steht.
4. Elektromobilität: Zwischen Strategie und Realität
Stellantis hat sich ambitionierte Ziele gesetzt: Bis 2030 soll der Anteil vollelektrischer Fahrzeuge deutlich steigen, vor allem bei den Marken Peugeot, Opel, Fiat, Chrysler und Jeep. Die eigens entwickelte STLA-Plattform soll die technologische Grundlage bieten.
Doch die Realität sieht anders aus: Der Marktanteil bei E-Autos ist gering, der Vorsprung chinesischer Hersteller wächst, und auch europäische Rivalen wie VW oder Mercedes investieren aggressiver.
Hinzu kommt, dass Stellantis stark vom US-Markt abhängt, wo die E-Mobilitätswende langsamer verläuft – aber gleichzeitig die regulatorischen Anforderungen steigen (Stichwort Abgasnormen).
5. Chancen der Stellantis-Aktie
Trotz aller Herausforderungen gibt es Lichtblicke:
- Extrem günstige Bewertung: Das KGV liegt unter dem Branchenschnitt, die Dividendenrendite ist außergewöhnlich hoch.
- Breites Markenportfolio: Mit Jeep, Fiat, Peugeot, Chrysler, Opel, Citroën, Maserati, Alfa Romeo & Co. ist Stellantis breit aufgestellt.
- Starker Cashflow: In der Vergangenheit erwirtschaftete Stellantis solide freie Cashflows – ob das auch 2025 gelingt, bleibt abzuwarten.
- Möglicher Rebound: Bei einer Kursverdopplung wäre die Aktie immer noch weit unter den Höchstständen von Anfang 2024.
6. Risiken: Mehr als nur eine Wertberichtigung?
Neben der jüngsten Abschreibung gibt es mehrere strukturelle Risiken:
- Wettbewerbsdruck durch China: BYD, Nio & Co. drängen massiv nach Europa.
- Hoher Investitionsbedarf: Die Transformation kostet – und stellt die Profitabilität auf die Probe.
- US-Abhängigkeit: Politisch wie regulatorisch könnte dies zum Bumerang werden.
- Mangelndes Vertrauen: Die Börse scheint dem Management derzeit wenig Kredit zu geben.
Zudem stellt sich die Frage: Wird Stellantis den Wandel zur Software-getriebenen Mobilitätsplattform schaffen? Oder bleibt der Konzern ein träger Multibrand-Gigant?
7. Analystenmeinungen: Uneinheitlich
Nach dem Milliardenverlust haben mehrere Analysten ihre Kursziele gesenkt. Dennoch bleibt die Mehrheit langfristig verhalten optimistisch. Ein Auszug aktueller Einschätzungen:
Analystenhaus | Einschätzung | Kursziel |
---|---|---|
Jefferies | Kaufen | 12,00 € |
Goldman Sachs | Neutral | 10,50 € |
Barclays | Untergewichten | 7,00 € |
Die Spanne zeigt: Die Unsicherheit ist groß – sowohl was die Bewertung als auch die künftige Strategie betrifft.
8. Vergleich mit anderen Autowerten
Im Vergleich mit anderen europäischen Autobauern sieht die Performance der Stellantis-Aktie dramatisch aus:
Aktie | 12-Monats-Performance |
---|---|
BMW | +14 % |
Mercedes-Benz | +9 % |
Volkswagen | –2 % |
Stellantis | –57 % |
Während andere Hersteller relativ stabil geblieben sind oder sogar leicht zulegen konnten, stürzt Stellantis ab. Das Vertrauen der Investoren scheint hier besonders erschüttert.
9. Bewertung: Schnäppchen oder Value-Trap?
Mit einem KGV von 4,38 und einer Dividendenrendite von 8,45 % sieht die Stellantis-Aktie wie ein echtes Schnäppchen aus. Doch der Schein kann trügen: Wenn die Gewinne weiter sinken oder die Dividende gekürzt wird, kann sich das Bewertungsbild schnell ändern.
Wer investiert, muss an eine erfolgreiche Restrukturierung und Rückkehr zu profitablem Wachstum glauben. Der Markt scheint aktuell nicht daran zu glauben – und bewertet die Aktie entsprechend mit einem Abschlag.
10. Fazit: Stellantis-Aktie – Value-Perle oder fallendes Messer?
Die Stellantis-Aktie steht sinnbildlich für die tiefgreifenden Umbrüche in der Automobilbranche. Inmitten von Elektrorevolution, Softwareoffensive und regulatorischem Druck gerät selbst ein Großkonzern mit 14 Marken und Milliardenumsätzen ins Straucheln. Der aktuelle Kurssturz um über 57 % in zwölf Monaten zeigt, wie stark das Vertrauen der Märkte erschüttert ist – nicht nur wegen der milliardenschweren Wertberichtigung, sondern auch wegen strategischer Unsicherheiten im Hinblick auf E-Mobilität und Profitabilität in wichtigen Kernmärkten wie den USA.
Und dennoch bietet die Aktie Chancen: Eine Bewertung mit einem KGV von unter 5 und eine Dividendenrendite von über 8 % sind in dieser Branche selten. Sollte es dem Management gelingen, die Wende glaubwürdig einzuleiten und Marktanteile im EV-Segment auszubauen, könnte die Aktie in den nächsten Jahren eine massive Erholung erfahren. In diesem Fall würde man heute zu historisch niedrigen Kursen einsteigen – mit attraktiven Ausschüttungen obendrein.
Doch man muss ehrlich sein: Das Chance-Risiko-Verhältnis ist extrem polarisiert. Eine nachhaltige Erholung setzt voraus, dass:
- Die Investitionen in neue Plattformen wie STLA fruchten,
- der US-Markt trotz schärferer Emissionsregeln profitabel bleibt,
- der Konzern seine Margen stabilisiert und
- die Kommunikation mit Investoren verbessert wird.
Solange diese Punkte nicht erfüllt sind, bleibt die Aktie ein klassisches Turnaround-Investment: spannend für Mutige, aber ungeeignet für Anleger mit Sicherheitsfokus.
Unsere Einschätzung:
Wer auf Rebound-Chancen und hohe Dividenden setzt und bereit ist, kurzfristige Volatilität auszuhalten, kann sich die Stellantis-Aktie auf die Watchlist oder ins spekulative Depot legen. Wer jedoch eine klare Strategie, Innovationsführerschaft und planbare Ergebnisse sucht, ist mit stabileren Autowerten wie BMW oder Mercedes aktuell besser beraten.
FAQ zur Stellantis-Aktie
Wie hoch ist die Dividendenrendite der Stellantis-Aktie?
Aktuell liegt die Rendite bei rund 8,45 %, was deutlich über dem Branchendurchschnitt liegt.
Warum ist die Aktie so stark gefallen?
Ein 2,9 Mrd. € schwerer Abschreibungsverlust aufgrund regulatorischer Änderungen sowie strategische Unsicherheiten belasten den Kurs.
Ist Stellantis ein Übernahmekandidat?
Aktuell gibt es keine konkreten Hinweise darauf. Aufgrund der niedrigen Bewertung könnte der Konzern theoretisch ins Visier großer Investoren rücken.
Wie entwickelt sich das Geschäft mit Elektroautos?
Stellantis investiert stark in Elektromobilität, liegt aber hinter Tesla, BYD und VW zurück. Die neue STLA-Plattform soll das ändern.
Lohnt sich jetzt der Einstieg?
Nur für Anleger mit einem langfristigen Horizont und hoher Risikotoleranz. Das Chance-Risiko-Verhältnis ist spekulativ attraktiv – aber nicht risikolos.