Die HelloFresh Aktie sorgt erneut für Schlagzeilen: Nach der Veröffentlichung der aktuellen Quartalszahlen reagierte der Markt heftig. Der Kurs fiel deutlich, nachdem das Unternehmen seine Umsatz- und Ergebnisprognose nach unten korrigiert hat – obwohl die eingeleiteten Effizienzprogramme bereits erste Erfolge zeigen. Viele Anleger stellen sich daher nun die Frage, ob dieser starke Kursverlust möglicherweise überzogen ist oder ob er tatsächlich ein realistisches Spiegelbild der gegenwärtigen operativen Herausforderungen darstellt.
In diesem umfassenden Artikel analysieren wir die aktuelle Situation rund um die HelloFresh Aktie. Wir werfen einen detaillierten Blick auf die aktuellen Geschäftszahlen, die strategischen Maßnahmen des Unternehmens und die Reaktion der Börse. Zudem geben wir eine fundierte Einschätzung zur weiteren Entwicklung und formulieren konkrete Handlungsempfehlungen für verschiedene Anlegertypen.
Unternehmensprofil: Was macht HelloFresh?
HelloFresh ist ein weltweit führender Anbieter von Kochboxen sowie fertigen Mahlzeiten zum Selberkochen. Das Unternehmen wurde im Jahr 2011 in Berlin gegründet und hat sich seitdem rasant entwickelt. Heute ist HelloFresh in über 17 Ländern aktiv und bedient Millionen von Kunden. Die zentrale Geschäftsstrategie basiert auf einem Direct-to-Consumer-Modell. Dieses setzt auf ein hohes Maß an Digitalisierung, individuelle Kundenansprache und eine effiziente, nachhaltige Lieferkette.
Das Produktportfolio von HelloFresh ist vielfältig. Es umfasst Kochboxen mit frischen, portionierten Zutaten für individuell zusammengestellte Rezepte. Darüber hinaus bietet das Unternehmen Fertiggerichte im sogenannten Ready-to-Eat (RTE)-Segment an. Ergänzt wird das Sortiment durch Spezialformate wie den „HelloFresh Market“, über den zusätzliche Produkte angeboten werden. Außerdem richtet sich das Angebot gezielt an verschiedene Ernährungsweisen, beispielsweise vegetarische, proteinreiche oder kohlenhydratarme Kost.
Die HelloFresh Aktie ist seit 2017 im Prime Standard der Deutschen Börse gelistet und war zeitweise Bestandteil des MDAX. Damit ist sie für viele institutionelle Anleger von Interesse.
Aktuelle Quartalszahlen Q2/2025: Gewinnentwicklung positiv, Umsätze unter Druck
Im August 2025 legte HelloFresh seine Geschäftszahlen für das zweite Quartal vor. Dabei wurden gemischte Ergebnisse präsentiert:
Der währungsbereinigte Umsatz ging im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,7 % auf rund 1,78 Milliarden Euro zurück. Gleichzeitig konnte das bereinigte EBITDA um 8,2 % auf 147 Millionen Euro gesteigert werden. Noch stärker fiel das Wachstum beim bereinigten EBIT aus, das um 20,8 % auf 56 Millionen Euro zulegte. Auch die EBITDA-Marge konnte auf 15,2 % verbessert werden.
Diese Zahlen zeigen, dass HelloFresh trotz rückläufiger Umsätze operativ effizienter geworden ist. Die Effizienzmaßnahmen, die das Unternehmen eingeleitet hat, beginnen sich auszuzahlen. Skaleneffekte, optimierte Prozesse sowie eine fortschreitende Digitalisierung insbesondere in Logistik und Lagerhaltung tragen dazu bei.
Ein negativer Aspekt bleibt jedoch bestehen: Die Anzahl aktiver Kunden sank weltweit um rund 3 % auf 6,7 Millionen. Auch der durchschnittliche Bestellwert pro Kunde zeigte keine nennenswerte Steigerung. Das weist darauf hin, dass das Wachstum derzeit ins Stocken geraten ist, was sich deutlich auf den Kurs der HelloFresh Aktie auswirkt.
Gesenkte Jahresprognose: Der eigentliche Kurskiller
Parallel zu den Quartalszahlen hat HelloFresh seine Prognose für das Gesamtjahr 2025 nach unten angepasst:
Das Unternehmen erwartet nun ein bereinigtes EBITDA in einer Spanne zwischen 415 und 465 Millionen Euro, nachdem zuvor noch 450 bis 500 Millionen Euro in Aussicht gestellt worden waren. Auch beim Umsatz rechnet HelloFresh mittlerweile mit einem Rückgang zwischen 6 und 8 %, wohingegen zuvor ein Rückgang von 3 bis 8 % prognostiziert wurde. Das bereinigte EBIT wird nun mit 175 bis 225 Millionen Euro erwartet, zuvor lag die Prognose bei 200 bis 250 Millionen Euro.
Als Hauptgründe für die Korrektur nannte das Management eine anhaltende Schwäche im Ready-to-Eat-Segment. Hier konnten die Erwartungen nicht erfüllt werden. Zusätzlich belasteten ungünstige Wechselkurse, insbesondere im US-Dollar- und im Pfund-Sterling-Raum. Ein weiterer Faktor ist die verhaltene Neukundengewinnung in wichtigen Schlüsselmärkten wie den Vereinigten Staaten.
Die gesenkte Prognose sorgte an der Börse für Enttäuschung. Innerhalb eines Tages verlor die HelloFresh Aktie rund 15 % an Wert – ein klares Signal für das verlorengegangene Anlegervertrauen.
Effizienzprogramm zeigt erste Erfolge
Trotz der schwächeren Umsatzentwicklung zeigen sich positive Auswirkungen der unternehmensweiten Effizienzoffensive. HelloFresh verfolgt mehrere Maßnahmen, um Kosten zu senken und gleichzeitig die Profitabilität zu steigern:
So wird die Verpackung und Lagerhaltung zunehmend automatisiert, wodurch Arbeitskosten gesenkt und Prozesse beschleunigt werden. Parallel dazu baut das Unternehmen Doppelstrukturen in der IT ab, um Synergien zu heben. Zudem richtet sich HelloFresh stärker auf margenstarke Kunden aus, insbesondere auf solche, die langfristige Abonnements abgeschlossen haben. Teure Werbemaßnahmen zur kurzfristigen Neukundengewinnung wurden reduziert.
Langfristig plant HelloFresh, durch diese Maßnahmen jährlich rund 150 Millionen Euro einzusparen. Erste Erfolge sind bereits in der gestiegenen Marge sichtbar.
Aktienrückkauf als strategisches Signal
In Reaktion auf die schwache Kursentwicklung hat HelloFresh ein erweitertes Aktienrückkaufprogramm angekündigt. Es umfasst ein Volumen von bis zu 175 Millionen Euro. Insgesamt sollen dabei bis zu 25 Millionen eigene Aktien zurückgekauft werden.
Ziel dieses Rückkaufs ist es, überschüssiges Kapital an die Aktionäre zurückzuführen und die durch Mitarbeiteraktienprogramme entstehende Verwässerung der Anteile auszugleichen. Darüber hinaus will das Management durch diesen Schritt Vertrauen in die eigene Unternehmensstrategie demonstrieren und den Markt signalisieren, dass man die Aktie für unterbewertet hält.
Ein Aktienrückkauf kann den Kurs grundsätzlich stützen, hat in diesem Fall aber die heftige Marktreaktion nicht verhindern können.
Bewertung der HelloFresh Aktie
Nach dem kräftigen Kursverlust rückt die Bewertung der HelloFresh Aktie erneut in den Fokus:
Der aktuelle Aktienkurs liegt bei etwa 8,40 Euro (Xetra). Für das laufende Geschäftsjahr 2025 ergibt sich daraus ein geschätztes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von etwa 14. Das Verhältnis von Unternehmenswert zu EBITDA (EV/EBITDA) beträgt rund 6. Zudem liegt das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) für 2025 bei lediglich 0,7.
Im Vergleich zu anderen börsennotierten Unternehmen der Online-Food-Branche wie Delivery Hero oder Oisix wirkt die HelloFresh Aktie damit fundamental günstig bewertet. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass das Unternehmen derzeit kein Wachstum generiert, sondern mit rückläufigen Umsätzen kämpft.
SWOT-Analyse: Stärken und Schwächen im Überblick
Stärken:
- HelloFresh besitzt eine starke Marktposition mit internationaler Präsenz und einem hohen Markenbekanntheitsgrad.
- Die Marke ist etabliert und wird mit Zuverlässigkeit, Frische und Bequemlichkeit assoziiert.
- Das Unternehmen profitiert von steigenden Effizienzen durch technologische Innovationen in der Lieferkette.
- Der operative Cashflow ist positiv und trägt zur finanziellen Stabilität bei.
Schwächen:
- Das Geschäftsmodell ist stark von Kochboxen abhängig und damit wenig diversifiziert.
- Die Zahl der aktiven Kunden sinkt, was ein Warnsignal für die künftige Umsatzentwicklung ist.
- Im Produktportfolio fehlen bislang größere Innovationen jenseits der Kernangebote.
- Der Umsatzrückgang beeinträchtigt die Skalierbarkeit des Modells.
Chancen:
- Das Ready-to-Eat-Segment könnte mittelfristig neue Wachstumsimpulse bringen.
- Durch Internationalisierung lassen sich neue Märkte erschließen, etwa in Asien oder Südamerika.
- Eine stärkere Produktdiversifikation könnte zusätzliche Zielgruppen ansprechen und Abhängigkeiten verringern.
Risiken:
- Wechselkursschwankungen, insbesondere im USD- und GBP-Raum, belasten das Ergebnis.
- Der Wettbewerb im Online-Food-Segment ist hart und die Kundentreue begrenzt.
- Die Konsumzurückhaltung infolge von Inflation oder wirtschaftlicher Unsicherheit kann sich negativ auf die Nachfrage auswirken.
Technische Analyse: Unterstützung bei 8 Euro?
Ein Blick auf die technische Analyse zeigt, dass die HelloFresh Aktie derzeit auf einem Niveau notiert, das zuletzt im Jahr 2020 erreicht wurde. Technisch wichtige Marken sind:
- Die Unterstützungszone liegt bei rund 8,00 Euro. Diese Marke gilt als psychologisch wichtig.
- Der gleitende Durchschnitt der letzten 200 Handelstage (GD200) liegt aktuell bei etwa 10,50 Euro. Damit ist der übergeordnete Abwärtstrend bestätigt.
- Der Relative-Stärke-Index (RSI) befindet sich unter 35 und deutet damit auf einen technisch überverkauften Zustand hin.
Aus technischer Sicht könnte ein kurzfristiger Rebound möglich sein. Dafür müsste jedoch auch eine fundamentale Unterstützung erkennbar werden, etwa durch positive Nachrichten oder eine Stabilisierung der Kennzahlen.
Handlungsempfehlung: Für wen eignet sich die HelloFresh Aktie?
Für kurzfristig orientierte Trader: Die starke Volatilität der Aktie eröffnet Chancen für spekulative Engagements. Voraussetzung ist jedoch ein aktives Risikomanagement mit engen Stop-Loss-Marken. Trader sollten ausschließlich mit kurzfristigem Horizont agieren.
Für langfristige Anleger: Anleger mit einem mehrjährigen Anlagehorizont könnten die derzeitige Schwächephase für einen Einstieg nutzen, sofern sie an die langfristige Strategie und Erholung des Unternehmens glauben. Eine gestaffelte Positionierung bietet sich hier an.
Für Dividendeninvestoren: Da HelloFresh keine Dividende ausschüttet und die Gewinne reinvestiert, eignet sich die Aktie nicht für Dividendenstrategien.
Für Value-Investoren: Die fundamentale Bewertung erscheint günstig. Investoren mit Geduld und einem Blick auf Turnaround-Szenarien könnten Chancen sehen, sollten jedoch die Risiken nicht unterschätzen.
Für ESG-orientierte Anleger: HelloFresh verfolgt nachhaltige Ansätze in der Lieferkette und bei Verpackungen. Dennoch steht ESG aktuell nicht im strategischen Fokus. Für explizit nachhaltige Portfolios ist die Aktie daher nur bedingt geeignet.
Fazit: Ist die HelloFresh Aktie ein Kauf?
Die HelloFresh Aktie präsentiert sich aktuell als ein Wert mit Licht und Schatten. Auf der einen Seite stehen die gesenkten Prognosen, ein rückläufiger Umsatz und ein schwindendes Vertrauen vieler Investoren. Auf der anderen Seite zeigen sich klare Fortschritte in der operativen Effizienz, eine stabile finanzielle Lage sowie ein aktives Management, das bereit ist, gegenzusteuern.
Die Bewertung der Aktie ist attraktiv, gemessen an traditionellen Kennzahlen wie dem KGV oder dem EV/EBITDA. Sollte es HelloFresh gelingen, das Umsatzwachstum wieder zu stabilisieren und zugleich die Profitabilität weiter zu steigern, könnte die Aktie mittelfristig deutliches Erholungspotenzial haben.
Für risikobereite Anleger mit langfristigem Anlagehorizont bietet sich hier eine interessante Turnaround-Chance. Konservative Investoren sollten jedoch zunächst abwarten, ob sich die Geschäftsentwicklung nachhaltig verbessert.
FAQ zur HelloFresh Aktie
1. Warum ist die HelloFresh Aktie gefallen?
Die Aktie fiel aufgrund einer gesenkten Jahresprognose für Umsatz und Gewinn. Trotz verbesserter Marge enttäuschten die Erwartungen vieler Anleger.
2. Ist HelloFresh profitabel?
Ja, das Unternehmen arbeitet operativ profitabel. Sowohl EBIT als auch EBITDA sowie der Free Cashflow sind positiv.
3. Lohnt sich der Einstieg jetzt?
Ein Einstieg in die HelloFresh Aktie kann sich für risikofreudige Anleger mit langfristigem Horizont lohnen, die an eine Erholung glauben.
4. Gibt es Dividenden?
Nein, derzeit werden alle Gewinne reinvestiert. Es erfolgt keine Ausschüttung an Aktionäre.
5. Welche Risiken bestehen bei der HelloFresh Aktie?
Wichtige Risiken sind der starke Wettbewerb, Umsatzrückgänge, Wechselkurseffekte und eine mögliche Konsumflaute infolge wirtschaftlicher Unsicherheit.
Disclaimer: Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Die Inhalte dienen rein informativen Zwecken. Aktieninvestments sind mit Risiken verbunden. Bitte ziehe bei Bedarf eine Finanzberatung hinzu.