Die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) ist neben der Bilanz und dem Cashflow-Statement ein zentrales Element der Fundamentalanalyse. Sie zeigt, wie ein Unternehmen seine Umsätze erwirtschaftet und welche Kosten dabei entstehen. Anleger können anhand der GuV erkennen, ob ein Unternehmen profitabel arbeitet und wie sich Gewinne entwickeln.
In diesem Artikel erfährst du: Aufbau, wichtige Kennzahlen, Chancen & Grenzen der GuV-Analyse.
Was ist die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV)?
- Definition: Die GuV stellt Erträge und Aufwendungen eines Unternehmens in einer bestimmten Periode gegenüber.
- Zweck: Ermittlung des Jahresüberschusses oder Jahresfehlbetrags.
- Bedeutung für Anleger: Gibt Einblick in Rentabilität, Kostenstruktur und Ertragskraft.
👉 Die GuV ist damit die „Ergebnisrechnung“ eines Unternehmens.
Aufbau der Gewinn- und Verlustrechnung
Die GuV kann nach Gesamtkostenverfahren oder Umsatzkostenverfahren gegliedert sein (beide sind in Deutschland zulässig).
Typische Struktur einer GuV
- Umsatzerlöse – Gesamterlöse aus verkauften Produkten/Dienstleistungen
- Andere betriebliche Erträge – z. B. Mieterträge, Lizenzgebühren
- Materialaufwand – Rohstoffe, Waren, Zukaufteile
- Personalaufwand – Gehälter, Sozialabgaben
- Abschreibungen – Wertminderung von Maschinen, Immobilien, Patenten
- Sonstige betriebliche Aufwendungen – Marketing, Verwaltung, Miete
- Betriebsergebnis (EBIT) – Gewinn vor Zinsen und Steuern
- Finanzergebnis – Zinserträge und -aufwendungen
- Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit
- Steuern
- Jahresüberschuss / Jahresfehlbetrag
Wichtige Kennzahlen aus der GuV
1. Umsatzwachstum
- Formel: (Umsatz aktuell – Umsatz Vorjahr) / Umsatz Vorjahr × 100
- Aussage: Dynamik und Wachstumskraft des Unternehmens
2. EBIT-Marge
- Formel: EBIT / Umsatz × 100
- Aussage: Anteil des operativen Gewinns am Umsatz → zeigt Effizienz
3. Nettomarge
- Formel: Jahresüberschuss / Umsatz × 100
- Aussage: Wie viel vom Umsatz bleibt nach allen Kosten & Steuern als Gewinn übrig
4. Gewinn je Aktie (EPS)
- Formel: Jahresüberschuss / Anzahl der Aktien
- Aussage: Maßstab für die Bewertung über das KGV
5. Ausschüttungsquote
- Formel: Dividende je Aktie / Gewinn je Aktie
- Aussage: Anteil des Gewinns, der an Aktionäre ausgezahlt wird
Chancen der GuV-Analyse
✅ Transparenz – zeigt, wie Umsatz in Gewinn verwandelt wird
✅ Vergleichbarkeit – Unternehmen können branchenspezifisch verglichen werden
✅ Trenderkennung – Umsatz- und Gewinnentwicklung über mehrere Jahre
✅ Wichtige Grundlage für Kennzahlen wie KGV oder EBIT-Marge
Grenzen der GuV-Analyse
❌ Bilanzpolitik – Unternehmen können durch Abschreibungen oder Rückstellungen Ergebnisse beeinflussen
❌ Keine Liquiditätsaussage – Gewinn bedeutet nicht automatisch Cashflow
❌ Einmaleffekte – Sondererlöse oder -kosten können verzerren
❌ Branchenspezifische Unterschiede – Margen variieren stark zwischen Branchen
GuV in der Praxis für Anleger
- Trendbeobachtung – über 3–5 Jahre schauen, nicht nur ein Geschäftsjahr
- Branchenvergleich – 5 % Nettomarge sind im Handel gut, in Tech schwach
- Zusammenspiel mit Bilanz & Cashflow – Gewinn allein sagt nichts über Stabilität aus
- Auf Kennzahlen achten – EPS und EBIT-Marge sind Schlüsselgrößen
Fazit
Die Gewinn- und Verlustrechnung ist ein zentrales Instrument der Fundamentalanalyse. Anleger erkennen daran, ob ein Unternehmen profitabel wirtschaftet, welche Kostenstrukturen bestehen und wie stabil die Gewinne sind.
👉 Wichtig: Die GuV sollte immer zusammen mit Bilanz und Cashflow-Statement analysiert werden, um ein vollständiges Bild zu erhalten.
Weiterführend: Der große Aktien-Guide
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Häufige Fragen (FAQ)
Was zeigt die GuV?
Sie zeigt, wie sich der Umsatz in Gewinn oder Verlust entwickelt.
Ist die GuV wichtiger als die Bilanz?
Nein – beide sind gleich wichtig. Die Bilanz zeigt Stabilität, die GuV die Ertragskraft.
Welche Kennzahl ist aus der GuV am wichtigsten?
Das hängt von der Branche ab. Grundlegend sind Umsatzwachstum, EBIT-Marge und Nettomarge.