Die Eli Lilly Aktie hat am heutigen Handelstag einen herben Rückschlag erlitten: Nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen für das zweite Quartal 2025 und den begleitenden Studiendaten zum oralen GLP-1-Kandidaten Orforglipron stürzte das Papier um rund 13 Prozent ab. Das Pharmaunternehmen, das zuletzt stark vom Boom im Bereich Diabetes- und Adipositastherapien profitierte, sieht sich nun mit einer Mischung aus großer Erwartungshaltung, hohen Bewertungen und ersten Unsicherheiten konfrontiert. In diesem Artikel analysieren wir die aktuelle Situation, den Quartalsbericht, die Ursachen des Kurssturzes und bewerten, ob sich ein Einstieg in die Eli Lilly Aktie nun lohnen kann.
Unternehmensüberblick: Was ist Eli Lilly?
Eli Lilly and Company mit Hauptsitz in Indianapolis (USA) ist eines der weltweit größten Pharmaunternehmen. Bekannt wurde das Unternehmen mit Medikamenten wie Insulin, Prozac, Cialis oder Humalog. In den letzten Jahren stand Lilly besonders durch seine bahnbrechenden Entwicklungen im Bereich Adipositasbehandlung und Diabetes im Fokus.
Mit dem Medikament Mounjaro (Tirzepatid), das für Typ-2-Diabetes zugelassen ist und auch starke Effekte auf das Körpergewicht zeigt, sowie dem neueren Produkt Zepbound zur Adipositastherapie, ist Eli Lilly zu einem der Top-Performer im Pharma-Bereich geworden. Der Markt hat diese Erfolge mit einem starken Kursanstieg honoriert, doch die jüngste Enttäuschung um Orforglipron könnte eine Neubewertung einleiten.
Quartalszahlen Q2/2025: Starkes Wachstum
Trotz der heutigen Kursreaktion waren die Zahlen beeindruckend:
- Umsatz: 15,56 Milliarden US-Dollar (+38 % gegenüber Q2/2024)
- Gewinn pro Aktie (adjusted EPS): 6,31 US-Dollar
- Bruttomarge: stabil bei rund 79 %
- R&D-Ausgaben: gestiegen auf 2,6 Mrd. US-Dollar
- Free Cashflow: weiterhin stark positiv
Die wichtigsten Wachstumstreiber waren die Medikamente Mounjaro und Zepbound:
- Mounjaro-Umsatz: 5,2 Mrd. US-Dollar (+68 % jährlich)
- Zepbound-Umsatz: 3,4 Mrd. US-Dollar (+172 % jährlich)
Diese Zahlen belegen die Marktdominanz im GLP-1-Segment.
Darüber hinaus wurde die Jahresprognose für 2025 angehoben:
- Umsatz: 60 bis 62 Mrd. US-Dollar
- Gewinn je Aktie: 21,75 bis 23,00 US-Dollar
Der Auslöser für den Kurseinbruch: Orforglipron-Studie enttäuscht
Die Überraschung kam nicht von den Quartalszahlen, sondern von den klinischen Studiendaten zum oralen GLP-1-Wirkstoff Orforglipron. Das Medikament gilt als Hoffnungsträger für die einfache Einnahme gegen Fettleibigkeit ohne Injektion.
Doch:
- Die Gewichtsreduktion lag bei 12,4 % nach 72 Wochen (bei höchster Dosis).
- Zum Vergleich: Mit Wegovy oder Zepbound werden teils 15 bis 20 % erreicht.
- Die Nebenwirkungen waren nicht unerheblich (u.a. Übelkeit, Durchfall), was zu einer Abbruchrate von 10 % führte.
Die Markterwartung lag deutlich höher. Viele Analysten hatten auf eine überlegene orale Alternative gehofft. Mit den vorliegenden Daten gerät dieses Szenario ins Wanken.
Marktreaktion: Heftige Kursverluste
Die Eli Lilly Aktie verlor vorbörslich mehr als 14 % und schloss mit einem Tagesverlust von rund 13 %. Die Aktie fiel von Kursen um 700 USD auf knapp 645 USD. Es war einer der größten Tagesverluste für das Unternehmen seit Jahren.
Warum diese Überreaktion?
- Die Aktie war sehr hoch bewertet (KGV 2025e > 50).
- Der Markt hatte bereits das Orforglipron-Potenzial eingepreist.
- Enttäuschung = Korrektur dieses eingepreisten Wachstums.
Bewertung der Eli Lilly Aktie
Auch nach dem Kurssturz bleibt die Bewertung ambitioniert:
- Marktkapitalisierung: ca. 600 Mrd. USD
- KGV 2025e: 46
- KUV 2025e: ca. 10
Damit ist Eli Lilly teurer bewertet als viele Konkurrenten. Die Prämie resultierte aus der Marktposition bei GLP-1-Therapien und dem Hoffnungsträger Orforglipron. Fällt Letzterer weg, müsste ein Teil der Prämie entfallen.
Langfristig bleibt die Pipeline attraktiv, aber kurzfristig hat die Aktie nun erheblichen Rechtfertigungsdruck.
Marktumfeld: Adipositas als Milliardenmarkt
Der weltweite Markt für Adipositas-Medikamente wird auf 100 Mrd. USD oder mehr geschätzt. Aktuell teilen sich im Wesentlichen zwei Player diesen Markt:
- Novo Nordisk: Wegovy, Ozempic
- Eli Lilly: Mounjaro, Zepbound
Ein orales Medikament hätte den Zugang zu neuen Patientengruppen deutlich vereinfacht und Marktanteile verlagert. Die heutige Nachricht bedeutet: Dieser Schritt ist (vorerst) vertagt.
Pipeline und Ausblick
Eli Lilly ist nicht auf Orforglipron angewiesen. Weitere Pipeline-Elemente:
- Alzheimer-Medikament Donanemab (Zulassungsprozess im Gange)
- Autoimmuntherapien in Phase III
- Onkologie-Pipeline mit mehreren Phase-I/II-Ansätzen
Trotz der kurzfristigen Enttäuschung hat das Unternehmen langfristig solide Wachstumschancen. Die Innovationskraft ist hoch.
Analystenmeinungen
Die meisten Analysten bleiben bei „Outperform“-Ratings, korrigieren aber ihre Kursziele:
- Vorher: 750 bis 800 USD
- Jetzt: 680 bis 720 USD
Einige dürften kurzfristig auf „Neutral“ herunterstufen. Die entscheidende Frage wird sein, ob das Management weitere orale Alternativen entwickeln oder Orforglipron überarbeiten kann.
Chancen der Eli Lilly Aktie
- Marktführer bei modernen Diabetes- und Adipositas-Therapien
- Beeindruckendes Umsatz- und Gewinnwachstum
- Breite Pipeline mit Fokus auf lukrative Indikationen (z. B. Alzheimer, Onkologie)
- Starke Bilanz und Cashflow
Risiken der Eli Lilly Aktie
- Hohe Bewertung (KGV, KUV) bleibt selbst nach Kursrutsch ein Thema
- Risiko regulatorischer Eingriffe bei Medikamentenpreisen
- Starke Abhängigkeit vom GLP-1-Segment
- Konkurrenz durch Generika und neue Player ab 2028/2029
- Schwächere Daten bei Orforglipron könnten langfristig Marktanteile kosten
Fazit: Absturz der Eli Lilly Aktie – ein Weckruf
Die Eli Lilly Aktie wurde heute hart getroffen. Die Enttäuschung über Orforglipron ist nachvollziehbar, zumal viel Wachstum bereits eingepreist war. Dennoch: Die operativen Zahlen sind exzellent, die bestehende Produktpalette dominiert den Markt, und die Pipeline bleibt attraktiv.
Für langfristig denkende Anleger ist der Kursrückgang eine Chance zur näheren Analyse. Ein sofortiger Einstieg ist spekulativ, aber bei weiterer Stabilisierung könnte sich mittelfristig ein gutes Niveau ergeben. Für risikoaffine Anleger bleibt Eli Lilly eine aussichtsreiche Pharmaaktie mit Innovationspotenzial.
Handlungsempfehlung
Anleger sollten den Rücksetzer der Eli Lilly Aktie nicht als reines Alarmsignal, sondern als potenzielle Einstiegschance betrachten – jedoch mit Vorsicht. Wer langfristig an die Innovationskraft des Unternehmens glaubt und das Risiko einer temporären Neubewertung einschätzen kann, könnte nun selektiv Positionen aufbauen. Eine gestaffelte Investitionsstrategie und der Fokus auf die nächsten Pipeline-Updates – insbesondere zur Alzheimer- und Onkologie-Forschung – bieten sich an. Konservative Anleger warten hingegen besser auf eine Stabilisierung des Kursverlaufs.
FAQ zur Eli Lilly Aktie
Warum ist die Eli Lilly Aktie heute abgestürzt? Die Phase-III-Daten zum oralen Medikament Orforglipron blieben hinter den Erwartungen zurück. Trotz starker Quartalszahlen verlor die Aktie deshalb rund 13 %.
Ist das Unternehmen operativ gesund? Ja. Umsatz und Gewinn steigen deutlich. Die Kerngeschäfte laufen stabil. Die Jahresprognose wurde angehoben.
Wie ist die Aktie bewertet? Die Bewertung bleibt ambitioniert (KGV > 45), ist aber durch starke Cashflows unterlegt. Kurzfristig besteht Korrekturbedarf.
Lohnt sich ein Einstieg jetzt? Nur für risikobewusste Anleger. Wer langfristig an das Unternehmen glaubt, kann auf Stabilisierung warten.
Was passiert mit Orforglipron? Die Entwicklung wird fortgesetzt, aber das Medikament hat seinen potenziellen „Gamechanger“-Status verloren.
Disclaimer
Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Er dient lediglich Informationszwecken. Investitionen in Aktien sind mit Risiken verbunden. Bitte ziehe für deine Entscheidungen eine professionelle Finanzberatung hinzu.