Die Commerzbank-Aktie steht 2025 im Rampenlicht der Börse. Mit einer beeindruckenden Performance zählt das Papier heute am 14.07.2025 zu den Top-Gewinnern im DAX. Noch vor wenigen Jahren galt die Aktie als Sanierungsfall – heute als Musterbeispiel für eine gelungene Transformation. Der Kurs hat sich seit dem Tiefpunkt mehr als verdreifacht, Analysten heben reihenweise ihre Kursziele an, und auch das Interesse institutioneller Anleger steigt wieder deutlich.
Doch was steckt hinter dem Comeback der Commerzbank? Ist der aktuelle Höhenflug gerechtfertigt – oder womöglich schon ausgereizt? Dieser Artikel liefert eine umfassende Analyse zur Commerzbank-Aktie mit Fokus auf Bewertung, Wachstumsperspektiven, Chancen und Risiken.
Unternehmensprofil: Die Commerzbank im Wandel
Die Commerzbank AG mit Sitz in Frankfurt am Main ist eine der traditionsreichsten Banken Deutschlands. Gegründet 1870, zählt sie heute zu den führenden Universalbanken im deutschsprachigen Raum. Das Institut durchlief in den letzten 15 Jahren einen tiefgreifenden Wandel – von einem schwer angeschlagenen Finanzinstitut zur effizient arbeitenden Digitalbank mit klarer strategischer Ausrichtung.
Geschäftsmodell und Marktstellung
Die Commerzbank bedient zwei Hauptsegmente:
- Privat- und Unternehmerkunden (PUK): Hierzu gehören Girokonten, Baufinanzierungen, Konsumkredite, Wertpapiergeschäft und Vorsorgeprodukte.
- Firmenkunden (Corporate Clients): Die Bank ist Partner für viele Mittelständler und Großunternehmen – sowohl bei klassischen Finanzierungen als auch im Kapitalmarkt- und Exportgeschäft.
Mit dem Zukauf von comdirect und der Integration neuer digitaler Services wurde die Online-Präsenz massiv gestärkt. Zudem investiert die Commerzbank stark in Cloud-Technologie, Automatisierung und künstliche Intelligenz zur Prozessoptimierung.
Ende 2024 betreute die Bank über 11 Millionen Privatkunden in Deutschland sowie rund 30.000 Firmenkunden weltweit. Im europäischen Firmenkundengeschäft gehört sie zu den Top 3.
Staatlicher Einfluss und Rückzug
Seit der Finanzkrise hält der deutsche Staat eine Beteiligung an der Commerzbank. Diese wurde schrittweise reduziert – aktuell liegt der Anteil bei rund 15 %. Ein vollständiger Rückzug wird mittelfristig erwartet, könnte aber bei Umsetzung Druck auf den Aktienkurs ausüben.
Kursanalyse der Commerzbank-Aktie: Zahlen & Entwicklung
Am 14. Juli 2025 schloss die Commerzbank-Aktie bei 28,91 €, ein Tagesgewinn von 2,16 % – damit war sie der größte Gewinner im DAX. Auch der mittelfristige Trend beeindruckt:
- 1 Woche: +5,4 %
- 1 Monat: +13,6 %
- 3 Monate: +31,7 %
- 12 Monate: +99,3 %
- 3 Jahre: +228,9 %
Diese Zahlen zeigen: Der Aufwärtstrend ist nicht neu, sondern Ausdruck eines langfristigen Turnarounds. Insbesondere seit Mitte 2023 hat sich die Aktie kontinuierlich erholt. Rücksetzer wurden regelmäßig gekauft, das Volumen stieg an.
Charttechnische Einschätzung
Die Aktie befindet sich in einem stabilen Aufwärtstrend mit steigenden Hochs und steigenden Tiefs. Der 50-Tage- und 200-Tage-Durchschnitt zeigen nach oben. Die nächste Widerstandszone liegt bei 30 €, darüber wäre sogar das Niveau von vor der Finanzkrise (ca. 35 €) realistisch.
Unterstützungen befinden sich bei 26,50 € und 24,20 €. Bei einem Bruch dieser Marken könnten Gewinnmitnahmen einsetzen – fundamental ist das Potenzial jedoch weiterhin gegeben.
Zinsumfeld, EZB-Politik & makroökonomische Einflüsse
Der aktuelle Höhenflug der Commerzbank-Aktie ist eng mit dem veränderten Zinsumfeld verknüpft. Seitdem die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinsen ab 2022 schrittweise angehoben hat, verbessert sich die Profitabilität vieler Banken – auch bei der Commerzbank. Höhere Zinsen bedeuten steigende Margen im Einlagen- und Kreditgeschäft.
Während der EZB-Leitzins im Juli 2025 bei 3,25 % liegt, gehen Marktteilnehmer davon aus, dass bis Jahresende noch ein bis zwei Zinssenkungen möglich sind. Dennoch bleibt das Zinsniveau historisch betrachtet attraktiv für Bankaktien.
Auch die stabilisierte europäische Konjunktur spielt eine Rolle. Die Wirtschaft wächst leicht, die Inflation ist unter Kontrolle, und die Kreditnachfrage bleibt robust – allesamt Faktoren, die die Geschäftstätigkeit der Commerzbank stützen.
Ein weiterer Rückenwind kommt vom Immobiliensektor. Die Talsohle bei der Baufinanzierung scheint durchschritten, die Nachfrage stabilisiert sich. Das bringt der Bank zusätzliche Einnahmen.
Vergleich mit anderen Bankaktien: Deutsche Bank, ING & Unicredit
Im direkten Vergleich mit der Deutschen Bank zeigt sich, dass die Commerzbank eine stärkere operative Marge und geringere Rechtsrisiken aufweist. Zwar ist die Deutsche Bank internationaler aufgestellt, doch die Commerzbank punktet mit Fokus, Digitalisierung und Kundennähe.
Auch im Vergleich zur niederländischen ING oder zur italienischen Unicredit ist die Commerzbank-Aktie nicht überteuert. Die Bewertung mit einem KGV von rund 7,2 (2025e) gilt als moderat. Die Dividendenrendite liegt bei attraktiven 4,1 %, was sie zu einer soliden Ertragsaktie macht.
Während ING und Unicredit vor allem im Privatkundengeschäft in Westeuropa stark sind, liegt die Stärke der Commerzbank im deutschen Firmenkundengeschäft – ein stabiler und ertragreicher Markt.
Bewertung und Finanzkennzahlen
Die Commerzbank-Aktie wird aktuell mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 7,2 bewertet. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) liegt bei 0,85 – was bedeutet, dass die Aktie noch unter dem bilanziellen Eigenkapitalwert notiert.
Die Eigenkapitalrendite (ROE) liegt bei 8,9 % und hat sich gegenüber den Vorjahren deutlich verbessert. Analysten erwarten für 2025 ein Ergebnis je Aktie (EPS) von 4,10 €, was eine solide Basis für zukünftige Dividenden bietet.
Die Dividendenpolitik der Commerzbank ist zurückhaltend, aber stabil: Die Ausschüttungsquote liegt bei rund 30 %, was Spielraum für weitere Erhöhungen lässt. Für 2025 wird eine Dividende von 1,20 € je Aktie erwartet – das entspricht einer Rendite von über 4 %.
Die solide Kapitalausstattung mit einer CET1-Quote von über 14 % und die moderate Kostenquote (Cost-Income-Ratio von ca. 62 %) sprechen für eine gesunde Bilanzstruktur.
Chancen und Risiken der Commerzbank-Aktie
Chancen
- Steigende Zinsmargen: Bleibt das Zinsniveau hoch, profitiert die Bank langfristig von höheren Nettozinserträgen.
- Digitalisierung und Effizienzgewinne: Die Digitalisierung der Prozesse senkt Kosten und verbessert die Kundenzufriedenheit.
- Wiedererstarktes Firmenkundengeschäft: Die starke Marktstellung im Mittelstand könnte langfristige Wettbewerbsvorteile sichern.
- Dividendenpotenzial: Bei weiterem Gewinnwachstum sind Dividendenerhöhungen wahrscheinlich – attraktiv für Einkommensinvestoren.
Risiken
- Zinswende: Kommt es zu schnellen Zinssenkungen, könnte die Ertragslage belastet werden.
- Wirtschaftliche Abschwächung: Eine Rezession in Deutschland oder Europa würde das Kreditgeschäft beeinträchtigen.
- Regulatorische Unsicherheiten: Neue Eigenkapitalanforderungen oder politische Eingriffe könnten die Bank belasten.
- Verlust von Marktanteilen: Besonders im digitalen Bereich droht Konkurrenz durch Neobanken und Fintechs.
Langfristiger Ausblick
Die Commerzbank hat ihre Hausaufgaben gemacht. Der Konzern ist heute profitabel, effizient und gut aufgestellt für die digitale Zukunft. Mit dem Fokus auf Deutschland und dem Mittelstand besitzt die Bank einen vergleichsweise stabilen Heimatmarkt. Gleichzeitig zeigt sie Ambitionen im europäischen Firmenkundengeschäft.
Sollte sich das Zinsniveau auch mittelfristig auf dem heutigen Niveau halten, kann die Commerzbank weiterhin mit soliden Erträgen und einer attraktiven Dividendenpolitik punkten. Analysten sehen ein Kursziel von 32 bis 36 € als realistisch, was einem weiteren Potenzial von rund 10 bis 20 % entspricht.
Allerdings bleibt die Aktie konjunkturabhängig – bei Rezessionssorgen oder steigender Arbeitslosigkeit könnten die Zahlen schnell wieder unter Druck geraten. Dennoch: Die Fundamentaldaten sprechen derzeit eine klare Sprache.
Fazit: Lohnt sich der Einstieg in die Commerzbank-Aktie?
Die Commerzbank-Aktie zählt 2025 zweifellos zu den Gewinnern des Jahres. Der starke Kursanstieg wird getragen von einer verbesserten operativen Leistung, einem vorteilhaften Zinsumfeld und einem erfolgreichen Strategieumbau. Im Vergleich zu vielen anderen europäischen Bankaktien erscheint die Bewertung weiterhin günstig.
Für langfristige Anleger mit einem gewissen Risikobewusstsein kann die Aktie ein attraktives Investment darstellen – insbesondere aufgrund der soliden Dividendenrendite, der positiven Gewinnentwicklung und des stabilen Marktumfelds.
Kurzfristige Rücksetzer sind angesichts der starken Kursperformance zwar möglich, könnten aber auch als Einstiegschancen dienen. Wer auf eine weiter erstarkende deutsche Wirtschaft, ein stabiles Zinsumfeld und eine konservative, aber profitable Bank setzt, findet mit der Commerzbank-Aktie eine spannende Beimischung fürs Depot.
FAQ – Häufige Fragen zur Commerzbank-Aktie
Wie hat sich die Commerzbank-Aktie zuletzt entwickelt?
Die Aktie ist in den letzten 12 Monaten um fast 100 % gestiegen und war zuletzt Top-Performer im DAX. Auch langfristig konnte sie stark zulegen.
Wie ist die Bewertung der Commerzbank-Aktie?
Mit einem KGV von rund 7 und einem KBV unter 1 ist die Aktie im Branchenvergleich günstig bewertet.
Wie hoch ist die Dividende der Commerzbank?
Für 2025 wird eine Dividende von ca. 1,20 € erwartet, was einer Rendite von über 4 % entspricht.
Welche Risiken gibt es für die Aktie?
Die größten Risiken sind konjunkturelle Schwächen, eine schnelle Zinswende und regulatorische Eingriffe.
Ist die Commerzbank-Aktie für langfristige Anleger geeignet?
Ja – sofern man bereit ist, gewisse Schwankungen auszuhalten. Die solide Bilanz, die günstige Bewertung und das Potenzial im Firmenkundengeschäft sprechen für ein langfristiges Investment.
Wie unterscheidet sich die Commerzbank von der Deutschen Bank?
Die Commerzbank ist stärker auf den deutschen Mittelstand fokussiert, weniger global ausgerichtet und operativ oft stabiler. Die Deutsche Bank ist hingegen internationaler, aber mit mehr regulatorischen Altlasten belastet.