Die deutschen Autoaktien und die Automobilbranche zählen im Jahr 2025 zu den überraschenden Gewinnern an den Börsen. Während Tech-Titel wie Nvidia, Palantir oder SoFi bereits seit Monaten im Rampenlicht stehen, haben sich auch die Aktien deutscher Premiumhersteller eindrucksvoll zurückgemeldet. In der vergangenen Woche verzeichneten die Autoaktien BMW, Mercedes-Benz, Volkswagen und Porsche stabile Kursgewinne. Anleger stellen sich nun vermehrt die Frage: Wie nachhaltig ist dieser Aufschwung? Und wie groß ist das Potenzial der etablierten Autobauer im Kontext von Elektromobilität, chinesischer Konkurrenz und globalen Umwälzungen der Branche?
Dieser Artikel beleuchtet die aktuelle Lage, bewertet die Kurschancen der vier großen deutschen Autoaktien und analysiert die mittelfristigen Aussichten des gesamten Sektors – eingebettet in ein herausforderndes, aber auch chancenreiches Umfeld.
Rückblick: Warum die Autoaktien aktuell wieder gefragt sind
Nach einem durchwachsenen Jahr 2024 hat sich das Blatt für deutsche Autobauer gewendet. Die Gründe für das Comeback der Branche sind vielfältig. Einerseits zeigen sich die Unternehmen fundamental solide aufgestellt, mit starken Margen, soliden Bilanzen und hohen Dividendenrenditen. Andererseits hat der Markt die extremen Sorgen vor chinesischer Übermacht und Elektroskepsis wieder etwas relativiert.
Die Bewertungen deutscher Autoaktien waren bis zuletzt vergleichsweise niedrig. Viele Autoaktien notierten mit KGVs zwischen 4 und 7 – also weit unter dem historischen Schnitt. In Kombination mit besser als erwarteten Absatzzahlen und positiven Signalen aus China und den USA kam es zuletzt zu einer Neubewertung der Titel.
Die Börse hat erkannt: Deutsche Hersteller sind zwar in einem tiefgreifenden Wandel, doch sie bringen auch die nötige Substanz mit, um sich im globalen Wettbewerb zu behaupten – sowohl mit Verbrennern als auch mit immer besseren E-Modellen.
BMW: Qualität, Dividende und ein klarer Fahrplan für E-Mobilität
Die BMW-Aktie hat in den vergangenen Wochen mit starken Kursgewinnen auf sich aufmerksam gemacht. Innerhalb eines Monats stieg der Kurs um rund 10 %, im Dreimonatsvergleich sogar um über 20 %. Die Münchener profitieren nicht nur von stabilen Verkaufszahlen, sondern auch von einer klaren strategischen Ausrichtung.
BMW hat sich früh für einen technologieoffenen Ansatz entschieden. Während andere Hersteller voll auf Elektromobilität setzen, baut BMW parallel effiziente Verbrenner, Hybride und rein elektrische Modelle. Mit der „Neuen Klasse“ hat das Unternehmen eine Plattform geschaffen, die ab 2025 zum Träger der E-Offensive werden soll.
Die Marktkapitalisierung liegt bei über 60 Milliarden Euro, das KGV bei rund 5,7 – was im Branchenvergleich nach wie vor günstig ist. Auch die Dividendenrendite überzeugt mit über 7 %. Anleger honorieren vor allem die kontinuierliche Umsetzung und den Verzicht auf disruptive Umbrüche. BMW bleibt eine verlässliche Größe – mit Aufwärtspotenzial.
Mercedes-Benz: Premium, Effizienz und solide Zahlen
Auch Mercedes-Benz konnte zuletzt deutlich zulegen. Die Aktie notiert aktuell bei rund 71 Euro und hat in der letzten Woche ein starkes Plus von über 8 % verbucht. Über drei Monate betrachtet ergibt sich ein Plus von etwa 15 %.
Mercedes setzt verstärkt auf Profitabilität. Die Strategie „Ambition 2039“ sieht vor, das Unternehmen klimaneutral aufzustellen – mit Fokus auf Elektromobilität, Digitalisierung und Software. Anders als viele andere setzt Mercedes auf ein Premium-Erlebnis, das mit hohen Margen einhergeht.
Die operative Marge liegt bei über 13 %, das KGV bei 5,2. Auch hier gibt es eine hohe Dividendenrendite von über 6 %. Analysten loben insbesondere das starke China-Geschäft und die Fortschritte bei der Umstellung auf E-Fahrzeuge wie den EQE und EQS.
Die Aktie gilt als solide, unterbewertet und chancenreich – ideal für langfristig orientierte Anleger, die auf Qualität und Stabilität setzen.
Volkswagen: Aufholjagd mit Konzernpower
Volkswagen hat als größter deutscher Autobauer ein besonders breites Portfolio – vom Budgetmodell bis zur Luxusklasse (Bentley, Porsche, Audi). Die VW-Aktie hat sich nach monatelanger Schwäche deutlich erholt und notiert nun wieder über 120 Euro. In den letzten vier Wochen legte der Kurs um fast 15 % zu.
Mit der Ernennung eines neuen CFOs und einer klareren strategischen Kommunikation scheint das Vertrauen der Investoren zurückzukehren. VW hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 zum führenden Anbieter von Elektromobilität in Europa aufzusteigen. Marken wie ID.3 und ID.4 sollen diese Entwicklung tragen, während gleichzeitig über Beteiligungen wie Porsche AG zusätzliche Einnahmen generiert werden.
Mit einer Marktkapitalisierung von über 80 Milliarden Euro, einem KGV von rund 4,5 und einer Dividendenrendite von 7,5 % ist VW ebenfalls attraktiv bewertet. Entscheidend wird sein, ob das Unternehmen in der Lage ist, seine komplexe Konzernstruktur effizienter zu steuern und Synergien besser zu nutzen.
Porsche AG: Luxussegment mit Wachstumschancen
Die Porsche-Aktie (P911) hat sich nach dem Börsengang im Jahr 2022 als eigenständiger Wert etabliert. Aktuell notiert sie bei rund 43,60 Euro – nach einem Rückgang von über 40 % seit dem Hoch im Vorjahr. Zuletzt jedoch konnte sich die Aktie stabilisieren und verzeichnete auf Wochensicht ein Plus von 3,6 %.
Porsche überzeugt mit einer klaren Positionierung im Luxussegment und starkem Markenimage. Modelle wie der Taycan oder der neue elektrische Macan zeigen, dass auch im Hochpreissegment Elektromobilität erfolgreich sein kann. Gleichzeitig bleibt die Marge im Vergleich zur Konkurrenz deutlich höher.
Das KGV liegt bei etwa 12,7, die Dividendenrendite bei 5,3 %. Die Bewertung ist somit leicht über dem Branchenschnitt, spiegelt aber die Premiumausrichtung wider. Investoren sehen in Porsche eine Art „Automotive-Luxus-ETF“ mit starker Marke und stabilen Erträgen – ideal für ein langfristiges Depot.
Elektromobilität: Zwischen Hoffnung und Herausforderung
Zentrales Thema für alle Autohersteller ist weiterhin die Elektromobilität. Hier gab es 2024 Rückschläge – etwa durch Kaufzurückhaltung, geringe Ladeinfrastruktur und Preisverfall. Doch 2025 scheint eine Stabilisierung einzusetzen. Die Nachfrage steigt wieder leicht, insbesondere in Europa und den USA.
Gleichzeitig drängt China mit Marken wie BYD, Nio oder XPeng massiv auf den Weltmarkt. Diese Unternehmen punkten mit niedrigen Preisen, solider Technik und wachsender Markenbekanntheit. Deutsche Autobauer setzen dem vor allem Qualität, Design und Zuverlässigkeit entgegen – sowie ein globales Händlernetz.
Die USA hingegen setzen auf Förderung durch den Inflation Reduction Act und ambitionierte Pläne von Tesla, Rivian und Lucid. Für deutsche Hersteller bleibt der US-Markt ein zentraler Wachstumsfaktor – etwa für Luxusfahrzeuge oder Premium-SUVs.
Bewertung und Ausblick: So stehen die Chancen 2025
Die Bewertung der Autoaktien bleibt trotz jüngster Kursgewinne vergleichsweise günstig. Das liegt teils an der zyklischen Natur der Branche, teils an der Unsicherheit rund um Transformation, Elektromobilität und geopolitische Risiken.
Doch genau darin liegt auch die Chance. Anleger erhalten gut aufgestellte Weltmarktführer zu niedrigen Bewertungen, mit attraktiven Dividenden und deutlich verbessertem Kursmomentum. Zudem zeigen die Unternehmen, dass sie aus der Vergangenheit gelernt haben und heute deutlich effizienter, innovativer und flexibler agieren.
Fazit: Autoaktien 2025 – viel Luft nach oben?
BMW, Mercedes, Volkswagen und Porsche stehen an einem Wendepunkt. Der Umbruch der Branche ist längst in vollem Gange – mit Elektromobilität, Digitalisierung, Software und Plattformstrategie. Die deutschen Hersteller zeigen, dass sie nicht nur reagieren, sondern selbst gestalten.
Die aktuellen Kursgewinne der Autoaktien könnten erst der Anfang sein, sofern die Unternehmen ihre strategischen Pläne konsequent umsetzen. Das Bewertungsniveau, die Dividenden und die operativen Kennzahlen sprechen eine klare Sprache: Der Automobilsektor ist wieder zurück – und bietet Anlegern in 2025 aussichtsreiche Chancen.
FAQ zu Autoaktien 2025
Welche Autoaktie ist aktuell am günstigsten bewertet?
Volkswagen bietet aktuell das niedrigste KGV im Vergleich zu BMW, Mercedes und Porsche – trotz breiter Produktpalette und hoher Dividende.
Welche Autoaktie bietet die höchste Dividendenrendite?
Sowohl Volkswagen als auch BMW und Mercedes bieten Dividendenrenditen über 6 %. Porsche liegt mit 5,3 % etwas darunter.
Wie entwickeln sich die E-Modelle der deutschen Hersteller?
BMW, Mercedes und VW bringen kontinuierlich neue E-Modelle auf den Markt. Besonders die neue BMW-Plattform „Neue Klasse“ und die EQ-Reihe von Mercedes gelten als Hoffnungsträger.
Wie gefährlich für deutsche Autoaktien ist die Konkurrenz aus China?
China ist aktuell technologisch und preislich sehr konkurrenzfähig. Deutsche Hersteller setzen dagegen auf Premium, Sicherheit, Image und weltweite Vertriebsnetze.
Lohnt sich ein Einstieg in deutsche Autoaktien momentan?
Trotz Kursgewinnen bleiben die Bewertungen moderat. Für langfristige Investoren mit Risikobewusstsein können Autoaktien weiterhin attraktiv sein – insbesondere BMW und Mercedes.