Ein Aktiensplit ist ein Begriff, den jeder Anleger verstehen sollte. Unternehmen greifen regelmäßig zu dieser Maßnahme, um den Aktienkurs optisch zu verändern, die Handelbarkeit zu erhöhen und ihre Aktien für eine breitere Anlegerschicht attraktiver zu machen. In diesem Artikel erfährst du, was ein Aktiensplit ist, wie er funktioniert, welche Gründe es dafür gibt, welche Chancen und Risiken damit verbunden sind und was Anleger unbedingt beachten sollten.
Was ist ein Aktiensplit?
Ein Aktiensplit bezeichnet die Aufteilung bestehender Aktien in mehrere kleinere Stücke. Dabei bleibt das Grundkapital des Unternehmens unverändert, es verändert sich lediglich die Anzahl der im Umlauf befindlichen Aktien sowie der optische Kurswert pro Aktie.
👉 Wichtig: Der Gesamtwert des Depots eines Anlegers bleibt gleich.
Beispiel:
- Vor dem Split: 1 Aktie zu 200 €
- Nach einem 1:2-Split: 2 Aktien zu je 100 €
- Depotwert: unverändert 200 €
Ein Aktiensplit ist also eine rein rechnerische Maßnahme, die keine unmittelbare Änderung am Unternehmenswert mit sich bringt.
Wie funktioniert ein Aktiensplit im Detail?
Bei einem Aktiensplit wird ein festgelegtes Split-Verhältnis bestimmt. Die gängigsten Varianten sind:
- 2:1-Split → 1 Aktie wird in 2 Stück aufgeteilt
- 3:1-Split → 1 Aktie wird in 3 Stück aufgeteilt
- 10:1-Split → 1 Aktie wird in 10 Stück aufgeteilt
Das Unternehmen entscheidet, in welchem Verhältnis die Stückelung erfolgt.
📌 Beispiel:
Ein Unternehmen hat 1 Mio. Aktien mit einem Kurswert von 1.000 €.
- Nach einem 1:10-Split gibt es 10 Mio. Aktien mit einem Kurswert von 100 €.
- Der Marktwert des Unternehmens (Marktkapitalisierung) bleibt identisch.
Warum führen Unternehmen einen Aktiensplit durch?
Ein Aktiensplit wird aus strategischen Gründen durchgeführt. Die wichtigsten sind:
- Optische Senkung des Aktienkurses
- Eine Aktie mit einem Kurs von 1.000 € wirkt teuer und schreckt Kleinanleger ab.
- Nach einem Split sinkt der Kurs (z. B. auf 100 €) und erscheint für viele Anleger erschwinglicher.
- Erhöhung der Liquidität
- Durch mehr handelbare Aktien im Umlauf steigt die Liquidität im Handel.
- Engpässe bei Kauf- und Verkaufsaufträgen werden verringert.
- Psychologische Wirkung
- Niedrigere Kurse wirken attraktiver, auch wenn der Wert unverändert bleibt.
- Viele Anleger greifen lieber zu einer „100-€-Aktie“ statt zu einer „1.000-€-Aktie“.
- Signalwirkung
- Oftmals führen Unternehmen einen Split durch, wenn die Aktie zuvor stark gestiegen ist.
- Dies kann ein Signal für ein erfolgreiches Wachstum sein.
Beispiele für bekannte Aktiensplits
Apple
Apple hat bereits mehrere Splits durchgeführt. Besonders bekannt war der 7:1-Split im Jahr 2014:
- Vor dem Split: 1 Aktie kostete rund 650 USD.
- Nach dem Split: 7 Aktien zu je ca. 92 USD.
Tesla
Tesla führte 2020 einen 5:1-Split durch, um den stark gestiegenen Kurs wieder optisch zu senken.
Nvidia
Auch Nvidia griff 2021 zu einem 4:1-Split, nachdem der Kurs stark angestiegen war.
Diese Beispiele zeigen: Splits werden oft bei wachstumsstarken Tech-Unternehmen durchgeführt, wenn deren Kurse für Privatanleger „zu hoch“ erscheinen.
Rechtliche Aspekte & Kapitalveränderung
In Deutschland ist ein Aktiensplit eine satzungsändernde Maßnahme und erfordert:
- Einen Beschluss der Hauptversammlung (meist mit Dreiviertelmehrheit).
- Anpassung der Satzung, da die Aktienanzahl geändert wird.
Wichtig:
- Das Grundkapital des Unternehmens bleibt unverändert.
- Es findet keine Kapitalerhöhung statt.
- Aktionäre werden nicht benachteiligt, da sich ihre Beteiligungsquote nicht verändert.
Auswirkungen auf Anleger
Für Anleger gilt:
- Depotwert bleibt gleich – du verlierst kein Geld.
- Mehr Stücke im Depot – du besitzt mehr Aktien, die aber jeweils weniger wert sind.
- Kurse sinken optisch – das kann die Aktie attraktiver für neue Käufer machen.
- Handelbarkeit steigt – höhere Liquidität kann zu stabileren Kursbewegungen führen.
👉 Charts und historische Kursdaten werden in der Regel rückwirkend angepasst, sodass der Split in der Kursgrafik oft nicht sichtbar ist.
Reverse Split – die Aktienzusammenlegung
Das Gegenteil des Aktiensplits ist der Reverse Split (Aktienzusammenlegung).
Dabei werden mehrere Aktien zu einer Aktie zusammengelegt, wodurch der Kurs optisch steigt.
Beispiel:
- 10 Aktien zu je 1 € werden zusammengelegt zu 1 Aktie zu 10 €.
Reverse Splits werden meist durchgeführt, wenn der Kurs sehr niedrig ist und das Unternehmen seriöser wirken oder Delisting-Regeln an der Börse vermeiden möchte.
Chancen und Risiken eines Aktiensplits
Chancen
- Erhöhte Attraktivität für Kleinanleger
- Mehr Liquidität
- Positive Signalwirkung
Risiken
- Keine echten fundamentalen Änderungen am Unternehmenswert
- Mögliche Fehldeutung durch Anleger („Aktie ist jetzt günstiger“)
- Bei gehypten Splits besteht die Gefahr kurzfristiger Übertreibungen
Fazit
Ein Aktiensplit ist eine optische Maßnahme, die den Kurs pro Aktie senkt und die Stückzahl erhöht – bei unverändertem Depotwert. Für Anleger ist der Split in erster Linie neutral, er kann aber Vorteile wie bessere Handelbarkeit und psychologische Effekte mit sich bringen.
👉 Wer langfristig investiert, sollte einen Split nicht als Wertsteigerung, sondern lediglich als technische Anpassungverstehen.
Weiterführend: Der große Aktien-Guide
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Häufige Fragen (FAQ)
Ist ein Aktiensplit ein Wertzuwachs?
Nein. Der Wert des Unternehmens und dein Depotwert bleiben gleich, nur die Anzahl der Aktien verändert sich.
Warum macht ein Unternehmen einen Aktiensplit?
Um den Kurs optisch zu senken, die Handelbarkeit zu erhöhen und mehr Anleger anzusprechen.
Was ist ein Reverse Split?
Das Gegenteil eines Aktiensplits: Mehrere Aktien werden zu einer zusammengelegt, der Kurs steigt optisch.
Muss ich als Anleger etwas tun?
Nein, Splits werden automatisch von deiner Depotbank umgesetzt.