Viele internationale Unternehmen sind nicht direkt an europäischen Börsen notiert. Damit Anleger dennoch in diese Firmen investieren können, gibt es sogenannte ADRs (American Depositary Receipts). Sie erleichtern den Handel mit ausländischen Aktien und sind besonders für US-Anleger, aber auch weltweit von Bedeutung.
In diesem Artikel erfährst du was ADRs sind, wie sie funktionieren, welche Chancen und Risiken bestehen und welche bekannten Unternehmen ADRs nutzen.
Was sind ADRs?
Ein ADR (American Depositary Receipt) ist ein börsengehandeltes Zertifikat, das eine bestimmte Anzahl von Aktien eines ausländischen Unternehmens repräsentiert.
- Sie werden von einer US-Bank (Depositary Bank) herausgegeben.
- ADRs sind in US-Dollar notiert und werden an US-Börsen gehandelt.
- Jeder ADR entspricht entweder einer Aktie, mehreren Aktien oder einem Bruchteil einer Aktie des ausländischen Unternehmens.
👉 Ziel: Ausländische Unternehmen können so Kapital in den USA aufnehmen, ohne eine direkte Börsennotierung in New York beantragen zu müssen.
Wie funktionieren ADRs?
Der Ablauf ist einfach erklärt:
- Ein ausländisches Unternehmen (z. B. aus Europa oder Asien) möchte seine Aktien in den USA handelbar machen.
- Eine Depotbank (z. B. JP Morgan, Citi oder BNY Mellon) kauft die Aktien und hinterlegt sie in ihrem Heimatland.
- Gegen diese Aktien gibt die Bank in den USA ADRs aus, die an US-Börsen wie NYSE oder Nasdaq gehandelt werden.
- Anleger in den USA können ADRs wie normale Aktien kaufen und verkaufen.
👉 Dividenden werden von der Bank in US-Dollar umgerechnet und an die ADR-Inhaber ausgeschüttet.
Vorteile von ADRs
- Einfacher Zugang: US-Anleger können ausländische Unternehmen wie lokale Aktien handeln.
- Handel in US-Dollar: Kein Währungsumtausch notwendig.
- Liquidität: ADRs sind oft an großen US-Börsen gelistet.
- Bekannte Unternehmen: Große internationale Konzerne nutzen ADRs, um ihre Reichweite zu erhöhen.
Nachteile & Risiken von ADRs
- Zusatzkosten: Banken verlangen Gebühren für die Verwaltung.
- Währungsrisiko: Auch wenn ADRs in USD notieren, hängt ihr Wert von der Heimatwährung der Aktie ab.
- Abhängigkeit von der Bank: Die ausgebende Bank ist ein zusätzlicher Mittelsmann.
- Regulatorisches Risiko: Strengere Vorschriften oder politische Spannungen können ADRs betreffen (Beispiel: chinesische ADRs in den USA).
Beispiele für Unternehmen mit ADRs
- Alibaba (China) – Handel über ADRs an der NYSE (Ticker: BABA).
- Nestlé (Schweiz) – ADRs an der OTC-Börse in den USA.
- Novartis (Schweiz) – ADRs an der NYSE (Ticker: NVS).
- Baidu (China) – ADRs an der Nasdaq.
Unterschied zwischen ADR und GDR
- ADR (American Depositary Receipt): Handel in den USA, ausgegeben durch US-Banken.
- GDR (Global Depositary Receipt): Internationale Variante, auch außerhalb der USA handelbar (z. B. in London, Luxemburg).
Für wen sind ADRs interessant?
- US-Anleger, die in internationale Unternehmen investieren wollen, ohne kompliziert im Ausland handeln zu müssen.
- Europäische Anleger, die über US-Broker Zugang zu internationalen Märkten suchen.
- Langfristige Investoren, die von globalen Konzernen profitieren möchten.
Fazit
ADRs sind ein wichtiges Instrument, um den globalen Aktienhandel zu erleichtern. Sie machen ausländische Unternehmen für US-Anleger investierbar, sind leicht handelbar und bieten Zugang zu weltweiten Märkten. Anleger sollten jedoch die zusätzlichen Kosten, das Währungsrisiko und regulatorische Aspekte im Blick behalten.
👉 Tipp: Wer in ADRs investiert, sollte immer prüfen, ob das Unternehmen auch an einer europäischen Börse gelistet ist – dort kann der Handel manchmal günstiger sein.
Weiterführend: Der große Aktien-Guide
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Häufige Fragen (FAQ)
Was bedeutet ADR?
ADR steht für American Depositary Receipt und ist ein Zertifikat, das Aktien ausländischer Unternehmen repräsentiert.
Sind ADRs echte Aktien?
Nein, es sind Zertifikate, die aber wirtschaftlich den gleichen Anspruch auf Dividenden und Kursentwicklung bieten.
Wie unterscheiden sich ADRs von normalen Aktien?
ADRs werden in den USA gehandelt, sind in USD notiert und werden von einer Bank herausgegeben.
Was ist der Unterschied zu GDRs?
ADRs sind speziell für den US-Markt, GDRs gelten international.