Die Adidas-Aktie steht heute im Mittelpunkt der Finanzwelt. Trotz solider Quartalszahlen für das zweite Quartal 2025 reagierten Anleger geschockt: Die Aktie verlor zeitweise bis zu 8 % an Wert. Wie passt das zusammen? Umsatz, Gewinn und Marge steigen – und trotzdem zeigt die Kursentwicklung nach unten. In diesem Artikel analysieren wir detailliert, warum die Adidas-Aktie trotz vermeintlich positiver Zahlen unter Druck geraten ist. Dabei betrachten wir nicht nur die reinen Fakten, sondern auch Marktmechanismen, Anlegerpsychologie und externe Risikofaktoren wie US-Zölle und Währungseinflüsse.
1. Adidas im zweiten Quartal 2025: Die nackten Zahlen
Adidas verzeichnete im Q2 2025 einen Umsatzanstieg von 2,2 % auf 5,95 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (EBIT) legte um satte 58 % auf 546 Millionen Euro zu. Die Bruttomarge verbesserte sich auf 51,7 %, während das Nettoergebnis bei 375 Millionen Euro lag – ein Plus von 77 % gegenüber dem Vorjahresquartal. Analysten hatten mit schwächeren Zahlen gerechnet, was die Überraschung umso positiver erscheinen lässt.
Neben den finanziellen Kennzahlen hob das Unternehmen hervor, dass die starke Nachfrage nach Performance-Produkten sowie ein anhaltendes Wachstum im Direktvertrieb zu diesen Ergebnissen beigetragen haben. Besonders erfolgreich waren neue Produkteinführungen im Running- und Basketballsegment, die sowohl online als auch im stationären Handel auf hohe Resonanz stießen.
2. Warum fällt die Adidas-Aktie trotz starker Zahlen?
Der Aktienkurs fällt, weil der Kapitalmarkt in die Zukunft blickt. Anleger fragen sich: Was kommt als Nächstes? Die Antwort: Zollrisiken, schwache US-Nachfrage, ein starker Euro und geopolitische Unsicherheiten. Adidas warnte in seiner Prognose vor zusätzlichen Kosten durch neue US-Zölle von bis zu 200 Millionen Euro in der zweiten Jahreshälfte. Diese Belastungen könnten Margen auffressen und die Wachstumsdynamik hemmen.
Zudem herrscht an den Märkten aktuell eine gewisse Skepsis gegenüber zyklischen Konsumgütern. Die Konsumzurückhaltung in wichtigen Märkten wie China, Nordamerika und Teilen Europas wird als ein weiteres Warnsignal gedeutet. Kurz gesagt: Gute Zahlen in der Gegenwart reichen nicht, wenn die Zukunft unsicher erscheint. Das beste Beispiel ist die Puma-Aktie.
3. Der Einfluss von US-Zöllen auf die Adidas-Aktie
Die USA haben neue Importzölle auf Produkte aus Asien verhängt. Adidas produziert einen großen Teil seiner Ware in Vietnam und Indonesien. Die Folge: Höhere Produktionskosten, sinkende Margen und potenziell steigende Endkundenpreise. Anleger sehen hierin ein Risiko für das wichtige US-Geschäft. Die Aktie leidet unter der Aussicht, dass Gewinne im zweiten Halbjahr unter Druck geraten.
Zudem sind Unternehmen wie Adidas in ihrer Lieferkette stark international verflochten. Die Flexibilität, kurzfristig auf alternative Produktionsstandorte auszuweichen, ist begrenzt. Adidas betonte zwar, man prüfe Umschichtungen der Produktion, doch das braucht Zeit und kostet Geld.
4. Währungseffekte und ihre Rolle beim Kursrückgang
Der Euro zeigte sich zuletzt stärker gegenüber dem US-Dollar. Für Adidas, das einen Großteil seines Umsatzes in USD erzielt, bedeutet das weniger Euro-Erlöse bei gleichbleibenden Dollar-Verkäufen. Laut Unternehmensangaben belief sich der währungsbedingte Umsatzverlust im Q2 auf rund 300 Millionen Euro. Solche Effekte wirken sich direkt negativ auf die Konzernbilanz aus – ein Faktor, der Investoren vorsichtig macht.
Währungsabsicherungen (Hedging) können solche Effekte nur teilweise abfedern. Langfristig bleibt die Adidas-Aktie damit sensibel für Wechselkursschwankungen, insbesondere wenn der US-Dollar schwächelt und europäische Währungen zulegen.
5. Keine Anhebung der Jahresprognose: Ein schlechtes Zeichen?
Obwohl die Ergebnisse stark waren, verzichtete Adidas auf eine Anhebung der Jahresprognose. Das Unternehmen bestätigte lediglich die bisherigen Ziele: Umsatzwachstum im hohen einstelligen Prozentbereich und ein operatives Ergebnis zwischen 1,7 und 1,8 Milliarden Euro. Für viele Anleger ein Zeichen von Zurückhaltung oder Unsicherheit – was sich unmittelbar im Aktienkurs niederschlug.
Der Verzicht auf eine Prognoseanhebung wird am Markt oft als mangelndes Vertrauen in die zweite Jahreshälfte gewertet. Die Beibehaltung der bisherigen Ziele könnte darauf hinweisen, dass das Management mit zunehmenden Gegenwinden rechnet.
6. Analystenmeinungen zur Adidas-Aktie
Einige Analysten lobten die starke Margenentwicklung und den EBIT-Zuwachs, mahnten jedoch zur Vorsicht. Die große Frage: Wie nachhaltig ist der Wachstumstrend, wenn externe Belastungen zunehmen? Andere Stimmen bemängelten die fehlende Strategieanpassung im Hinblick auf geopolitische Risiken. Die Uneinigkeit unter Analysten spiegelt sich in der hohen Volatilität der Aktie wider.
Die Mehrheit der Analysten hat ihre Kursziele jedoch noch nicht angepasst. Während einige Banken wie Morgan Stanley und UBS auf „Halten“ herunterstufen, sehen andere wie die Deutsche Bank weiterhin Aufwärtspotenzial, falls geopolitische Risiken entschärft werden.
7. Vergleich mit der Konkurrenz: Nike und Puma im Fokus
Während Adidas mit Margendruck und Zöllen zu kämpfen hat, sehen sich Konkurrenten wie Nike ähnlichen Herausforderungen gegenüber. Nike musste zuletzt ebenfalls Prognosen senken, während Puma unter einer verhaltenen Konsumlaune leidet. Im direkten Vergleich steht Adidas dank starker Q2-Zahlen eigentlich gut da. Doch der Markt belohnt aktuell weniger die Vergangenheit als vielmehr die Perspektive.
Puma verzeichnete zuletzt zwar ein Umsatzwachstum, konnte jedoch keine nennenswerte Margensteigerung erzielen. Nike wiederum kämpft mit schwächelnden Abverkäufen in Nordamerika und einem Umsatzrückgang im digitalen Bereich. Adidas hebt sich also kurzfristig positiv ab, leidet aber ähnlich wie die Konkurrenz unter strukturellen Unsicherheiten.
8. Technische Analyse der Adidas-Aktie
Die Adidas-Aktie hat wichtige Unterstützungsmarken durchbrochen. Der Kurs fiel unter die 200-Tage-Linie und testet derzeit den Bereich um 180 Euro. Technische Analysten sehen weitere Abwärtspotenziale, sollten keine positiven Impulse folgen. Die nächste Unterstützung liegt bei rund 172 Euro. Erst oberhalb von 190 Euro würde sich das Chartbild wieder aufhellen.
Indikatoren wie der RSI (Relative Strength Index) deuten kurzfristig auf eine überverkaufte Situation hin. Dies könnte zu einer technischen Gegenbewegung führen. Langfristig bleiben die Signale jedoch negativ, solange kein Reversal stattfindet.
9. Langfristige Perspektive: Risiken vs. Chancen
Trotz kurzfristiger Risiken bleibt Adidas langfristig ein solides Investment. Die Marke ist weltweit etabliert, das E-Commerce-Geschäft wachst, und Innovationen im Running- und Outdoor-Segment versprechen weiteres Potenzial. Wer Geduld mitbringt und Rücksetzer als Einstiegschance nutzt, könnte langfristig profitieren.
Zudem engagiert sich Adidas stark im Bereich Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft, was bei jüngeren Zielgruppen gut ankommt. Die Zusammenarbeit mit Prominenten, Influencern und innovativen Designern trägt weiterhin zur Markenbindung bei.
10. Fazit: Die Adidas-Aktie zwischen Vertrauen und Vorsicht
Die aktuelle Marktsituation zeigt exemplarisch, wie komplex Aktienbewertungen sind. Starke Zahlen allein reichen nicht aus, wenn die Zukunft unklar erscheint. Die Adidas-Aktie leidet unter äußeren Belastungen, einer vorsichtigen Prognose und technischen Verkaufssignalen. Für langfristige Anleger bietet der Kursrückgang jedoch auch Chancen, sofern man an die strategische Ausrichtung und Markenstärke des Unternehmens glaubt.
Es bleibt entscheidend, ob Adidas die Herausforderungen der zweiten Jahreshälfte meistert – und ob das Vertrauen der Anleger zurückkehrt.
FAQ zur Adidas-Aktie
Warum ist die Adidas-Aktie trotz guter Quartalszahlen gefallen?
Weil Investoren vor allem in die Zukunft blicken. Belastungen durch Zölle, Währungseffekte und eine vorsichtige Prognose dämpfen die Erwartungen.
Wie sehen Experten die Zukunft der Adidas-Aktie?
Analysten sind uneinig: Einige sehen langfristiges Potenzial, andere warnen vor kurzfristigem Druck.
Welche Risiken bestehen aktuell?
US-Zölle, Wechselkursrisiken, geopolitische Unsicherheiten, Konsumzurückhaltung und steigende Produktionskosten.
Ist jetzt ein guter Einstiegszeitpunkt?
Kurzfristig könnte die Aktie weiter fallen. Langfristige Anleger mit Risikobereitschaft könnten Rücksetzer als Kaufgelegenheit nutzen.
Wie unterscheidet sich Adidas von Nike und Puma?
Adidas zeigt aktuell bessere Margen, kämpft aber mit ähnlichen strukturellen Problemen wie die Konkurrenz.
Disclaimer: Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen stellen keine Anlageberatung dar. Alle Inhalte dienen ausschließlich der allgemeinen Information. Für finanzielle Entscheidungen sollten Sie stets professionellen Rat einholen. Historische Entwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Ergebnisse. Investitionen in Aktien sind mit Risiken verbunden, einschließlich des Risikos des vollständigen Kapitalverlustes.