Die Adidas Aktie zählt zu den traditionsreichsten Papieren am deutschen Aktienmarkt. Als DAX-Schwergewicht und eines der weltweit führenden Unternehmen im Sportartikelbereich steht Adidas nicht nur im Fokus von Privatanlegern, sondern auch internationaler Investoren. Das Unternehmen mit Sitz in Herzogenaurach blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück: Jahrzehntelang galt Adidas als Synonym für deutsche Ingenieurskunst und Innovationskraft im Sport. Doch die letzten Jahre waren geprägt von starken Schwankungen – sowohl beim Umsatz als auch beim Aktienkurs.
2025 zeigt sich ein gemischtes Bild: Einerseits liefert Adidas wieder deutliche Gewinnsteigerungen und beweist, dass die Restrukturierungen Wirkung zeigen. Andererseits hat die Marke mit kulturellen Kontroversen, harter Konkurrenz und einem volatilen Konsumumfeld zu kämpfen. Anleger fragen sich daher: Ist die Adidas Aktie aktuell ein Kauf oder sollten Investoren lieber abwarten?
In diesem Beitrag analysieren wir die Adidas Aktie umfassend: von Geschäftszahlen über Marktumfeld bis hin zu Chancen, Risiken und Analysteneinschätzungen.
1. Unternehmensprofil von Adidas
Die Adidas AG wurde 1949 von Adolf „Adi“ Dassler gegründet. Aus den bescheidenen Anfängen in Herzogenaurach entwickelte sich ein Weltkonzern, der heute in über 160 Ländern aktiv ist. Mit einem Umsatz von rund 24 Milliarden Euro gehört Adidas zu den größten Sportartikelherstellern der Welt – direkt hinter Nike und vor Puma, Under Armour oder New Balance.
Das Geschäftsmodell von Adidas ruht auf mehreren Säulen:
- Sportschuhe: Von Laufschuhen über Fußballschuhe bis hin zu Lifestyle-Sneakern stellt Adidas ein breites Portfolio bereit. Klassiker wie der „Stan Smith“ oder der „Superstar“ haben Kultstatus erreicht.
- Sportbekleidung: Trikots, Trainingsanzüge und Funktionskleidung machen einen großen Teil des Umsatzes aus. Adidas ist offizieller Ausrüster vieler Top-Teams.
- Lifestyle- und Modeprodukte: Mit Kollektionen im Bereich Streetwear oder Kooperationen mit Designern bedient Adidas auch den Modemarkt.
- Accessoires: Rucksäcke, Bälle oder Fitnessgeräte ergänzen das Sortiment.
Adidas kombiniert Tradition mit Innovation. Besonders in den Bereichen Nachhaltigkeit, E-Commerce und digitale Transformation hat das Unternehmen in den letzten Jahren seine Strategie neu ausgerichtet.
2. Kursentwicklung der Adidas Aktie
Die Adidas Aktie zeigte in den vergangenen Jahren eine sehr wechselhafte Entwicklung:
- 2019–2020: Vor der Corona-Krise gehörte die Aktie zu den Top-Performern im DAX. Ein starkes Wachstum in Asien und eine hohe Nachfrage nach Sneakern trieben den Kurs über 300 EUR.
- 2020–2022: Pandemiebedingte Einschränkungen, Lieferkettenprobleme und steigende Kosten führten zu deutlichen Rückschlägen. Hinzu kam der Rückzug aus Russland nach dem Ukraine-Krieg, der das Geschäft belastete.
- 2023: Ein Tiefpunkt war die Beendigung der lukrativen Partnerschaft mit Kanye West. Die Yeezy-Linie, die zuvor Milliardenumsätze generiert hatte, musste abgeschrieben werden. Dies führte zu Verlusten in Milliardenhöhe und einem dramatischen Kurseinbruch.
- 2024: Erste Zeichen der Erholung wurden sichtbar. Adidas kehrte in die Gewinnzone zurück und konnte wieder steigende Margen melden.
- 2025: Die Aktie schwankte zwischen einem Tief bei rund 160 EUR und einem Hoch bei über 260 EUR. Aktuell notiert sie um 170 EUR. Anleger bleiben vorsichtig, sehen aber zunehmend Chancen auf eine nachhaltige Stabilisierung.
Die Adidas Aktie ist somit ein Paradebeispiel für die Volatilität zyklischer Konsumgüterwerte: Hohe Chancen bei Wachstumsphasen, aber ebenso große Risiken in Krisenzeiten.
3. Geschäftszahlen und Fundamentaldaten
3.1 Umsatz- und Gewinnentwicklung
Die Adidas Aktie profitierte im Geschäftsjahr 2024 von einer klaren Wende. Nach Verlusten im Vorjahr konnte das Unternehmen wieder deutliche Gewinne verbuchen:
- Umsatz 2024: 23,7 Mrd. EUR (+4,2 % zum Vorjahr)
- Gewinn 2024: 764 Mio. EUR (nach Verlust 2023)
- Nettomarge: 3,2 % (Vorjahr -0,4 %)
Auch in den Quartalen 2025 setzte sich dieser Trend fort:
- Q1 2025: Umsatz von 6,2 Mrd. EUR, operativer Gewinn 610 Mio. EUR, operative Marge 9,9 %.
- Q2 2025: Umsatz von 6,0 Mrd. EUR, Gewinn 369 Mio. EUR, Anstieg um 94 % im Vergleich zum Vorjahresquartal.
Die Kennzahlen zeigen: Adidas hat die Krise hinter sich gelassen und befindet sich wieder auf einem profitablen Wachstumspfad.
3.2 Bewertung der Adidas Aktie
Die fundamentale Bewertung spricht derzeit eher für eine Unterbewertung im Vergleich zur Historie:
- KGV 2024: 22,6
- Erwartetes KGV 2025: 15,8
- Kurs-Umsatz-Verhältnis: 1,3
- PEG-Ratio: 1,2
- Marktkapitalisierung: ca. 30 Mrd. EUR
Mit einem erwarteten KGV von unter 16 wirkt die Adidas Aktie günstig – insbesondere angesichts der wieder steigenden Gewinne.
3.3 Dividende
Adidas gilt als solider Dividendenzahler. Für 2025 wird eine Ausschüttung von 3,03 EUR je Aktie erwartet. Dies entspricht einer Rendite von etwa 1,8 %. Zwar ist Adidas damit keine klassische Dividendenaktie wie Versorger oder Versicherer, doch Anleger können mit einer stetigen Steigerung rechnen.
4. Marktumfeld
4.1 Globale Marktentwicklung
Der Sportartikelmarkt wächst weltweit dynamisch. Prognosen zufolge könnte der Markt bis 2030 ein Volumen von über 600 Milliarden USD erreichen. Wachstumstreiber sind:
- Gesundheitsbewusstsein: Immer mehr Menschen treiben Sport und legen Wert auf gesunde Lebensweise.
- Lifestyle-Trends: Sportmode wird nicht nur für Training, sondern auch im Alltag getragen. Der Trend „Athleisure“ boomt.
- Digitalisierung: Smarte Sportgeräte, vernetzte Schuhe oder Fitness-Apps verknüpfen Sport und Technik.
- Schwellenländer: In Asien, Afrika und Südamerika wächst die kaufkräftige Mittelschicht – und damit die Nachfrage nach Markenartikeln.
4.2 Konkurrenzsituation
Adidas steht im direkten Wettbewerb mit globalen Playern:
- Nike: Der US-Riese ist Marktführer und besonders in Nordamerika stark. Nike dominiert durch aggressive Marketingkampagnen und Innovationen im Running- und Basketball-Segment.
- Puma: Ebenfalls aus Herzogenaurach, hat Puma sich in den letzten Jahren stark entwickelt. Mit Lifestyle-Kooperationen (z. B. Rihanna) konnte Puma seinen Marktanteil ausbauen.
- Under Armour: In den USA populär, aber international schwächer. Starke Präsenz im Performance-Bereich.
- On Running: Die Schweizer Marke wächst rasant und positioniert sich im Premium-Segment, besonders bei Laufschuhen.
- New Balance: Vor allem bei jüngeren Käufern und im Streetwear-Segment wieder populär.
Adidas muss sich also kontinuierlich behaupten – durch Innovation, Markenpflege und Expansion.
4.3 Chancen in Asien
Asien ist der Schlüssel für das Wachstum der kommenden Jahre. Vor allem China und Indien bieten enormes Potenzial. Adidas investiert in lokale Partnerschaften, Sponsoring und spezielle Kollektionen für diese Märkte. Eine Stärkung der Präsenz dort könnte die Umsätze langfristig erheblich steigern.
5. Strategische Ausrichtung
5.1 Nachhaltigkeit
Adidas hat sich ambitionierte Ziele gesetzt: Bis 2050 will das Unternehmen klimaneutral sein. Schon heute bestehen viele Schuhe und Kleidungsstücke zu einem hohen Anteil aus recycelten Materialien. Kampagnen wie „End Plastic Waste“ zeigen, dass Adidas Nachhaltigkeit als Kernstrategie verfolgt.
5.2 Digitalisierung und E-Commerce
Der Onlinevertrieb wird immer wichtiger. Mehr als 20 % des Umsatzes stammen bereits aus dem E-Commerce. Mit eigenen Apps, digitalen Kundenbindungsprogrammen und Direct-to-Consumer-Strategien baut Adidas die direkte Beziehung zu Kunden aus.
5.3 Sponsoring und Marketing
Adidas setzt traditionell auf starke Partnerschaften: Mit dem FC Bayern München, Real Madrid oder der deutschen Nationalmannschaft ist die Marke bei Top-Events vertreten. Sponsoring bleibt ein entscheidender Hebel für den Markenwert.
6. Kontroversen und Risiken
2025 sorgte Adidas durch die „Oaxaca Slip-On“-Sandalen für Kritik. Der Vorwurf: Kulturelle Aneignung. Das Design ähnelte den traditionellen Huarache-Sandalen der indigenen Zapoteca-Gemeinschaft in Mexiko. Nach öffentlicher Empörung entschuldigte sich Adidas offiziell und versprach Kooperationen mit der Gemeinde.
Für die Adidas Aktie hatte dies kurzfristig keine großen Auswirkungen, doch solche Vorfälle bergen langfristig Reputationsrisiken. In einer Zeit, in der Marken sensibel mit kulturellen Themen umgehen müssen, sind solche Fehler gefährlich.
7. Chancen der Adidas Aktie
- Turnaround nach Krisenjahren:
Nach Verlusten durch die Yeezy-Abschreibung und Corona hat Adidas wieder in die Gewinnzone gefunden. Dies zeigt, dass Restrukturierungen wirken und die operative Basis solide ist. - Wachstum im E-Commerce:
Der Direktvertrieb über die eigene Plattform ermöglicht höhere Margen, da Zwischenhändler wegfallen. Adidas kann so direkt Daten sammeln und Kundenbindung aufbauen. - Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil:
Konsumenten achten zunehmend auf ökologische Standards. Adidas kann sich mit seinen Recycling-Initiativen positiv abheben und langfristig Marktanteile gewinnen. - Starke Marke und Sponsoring:
Die globale Markenbekanntheit ist ein unschätzbarer Wert. Durch Sponsoring im Spitzenfußball bleibt Adidas präsent und kann den Absatz steigern. - Expansion in Asien:
In China, Indien und anderen Schwellenländern wächst die kaufkräftige Bevölkerung. Adidas hat dort enormes Potenzial, insbesondere bei Lifestyle-Produkten.
8. Risiken der Adidas Aktie
- Harter Wettbewerb:
Nike, Puma, On Running – die Konkurrenz schläft nicht. Innovationen und aggressive Marketingstrategien können Adidas Marktanteile kosten. - Reputationsrisiken:
Der Fall in Mexiko zeigt, wie sensibel kulturelle Fragen sind. Fehler in diesem Bereich können Imageschäden verursachen, die langfristig auch die Umsätze belasten. - Konjunkturabhängigkeit:
Sportartikel sind keine Grundbedürfnisse. In wirtschaftlichen Krisen kürzen Konsumenten Ausgaben für Kleidung und Schuhe zuerst. Das macht die Adidas Aktie anfällig für Konjunkturschwankungen. - Währungsschwankungen:
Da Adidas weltweit aktiv ist, können Wechselkursänderungen die Ergebnisse belasten. Besonders der US-Dollar spielt eine wichtige Rolle. - Geopolitische Risiken:
Lieferkettenprobleme, Zölle oder politische Spannungen – insbesondere in China – könnten das Geschäft beeinträchtigen.
9. Analystenmeinungen
Die Analystenlage zur Adidas Aktie ist gemischt, aber überwiegend positiv:
- Rund 60 % empfehlen einen Kauf.
- 30 % raten zu Halten.
- Nur etwa 10 % sehen ein Verkaufsrisiko.
Die Kursziele liegen zwischen 160 EUR (konservativ) und 220 EUR (optimistisch).
10. Ausblick
Die Adidas Aktie wird auch in den kommenden Jahren spannend bleiben. Der Turnaround ist sichtbar, doch die Frage ist, ob Adidas dauerhaft an die alten Erfolge anknüpfen kann. Entscheidend wird sein, wie erfolgreich das Unternehmen im E-Commerce bleibt, wie es seine Margen steigert und wie es kulturelle sowie geopolitische Risiken meistert.
Fazit
Die Adidas Aktie bietet Anlegern Chancen und Risiken zugleich. Wer an die Stärke der Marke glaubt und langfristig auf den globalen Sport- und Lifestyle-Trend setzt, findet in Adidas einen soliden Wert. Die wieder steigenden Gewinne und die günstige Bewertung sprechen für einen Einstieg. Kurzfristig ist jedoch mit Volatilität zu rechnen.
Für langfristige Investoren könnte die Adidas Aktie ein attraktiver Bestandteil im Portfolio sein – vorausgesetzt, man bringt Geduld mit.
FAQ zur Adidas Aktie
Warum ist die Adidas Aktie gefallen?
Durch die Krise nach dem Ende der Yeezy-Kooperation, Lieferkettenprobleme und schwache Margen.
Warum steigt die Adidas Aktie aktuell wieder?
Dank verbesserter Quartalszahlen, steigender Gewinne und einer klareren Strategie.
Ist Adidas eine Dividendenaktie?
Ja, Adidas zahlt regelmäßig Dividenden. Die Rendite liegt aktuell bei rund 1,8 %.
Welche Chancen bietet die Adidas Aktie?
Wachstum im E-Commerce, Expansion in Asien, Nachhaltigkeit und Sponsoring.
Welche Risiken gibt es?
Starker Wettbewerb, Konjunkturabhängigkeit, Reputationsrisiken und geopolitische Unsicherheiten.
Disclaimer
Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Die Inhalte dienen ausschließlich der Information und ersetzen keine individuelle Beratung durch einen Finanzexperten. Investitionen in Aktien sind stets mit Risiken verbunden. Vergangene Wertentwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Ergebnisse. Anleger sollten ihre persönliche Situation prüfen und gegebenenfalls professionelle Beratung in Anspruch nehmen.