Ein eigenes ETF-Depot ist für viele Privatanleger der erste Schritt in die Welt des langfristigen Vermögensaufbaus. Denn ETFs bieten nicht nur eine kostengünstige und einfache Möglichkeit, an der Entwicklung der Weltwirtschaft teilzuhaben – sie eignen sich auch hervorragend für den Aufbau eines breit gestreuten und flexiblen Depots. Wer auf Einzelaktien verzichten und stattdessen sein ETF-Depot gezielt strukturieren möchte, findet in diesem Artikel fünf bewährte Musterstrategien, die sich rein mit ETFs umsetzen lassen.
Warum ein ETF-Depot? Die Vorteile im Überblick
Ein ETF-Depot bietet gegenüber klassischen Fonds oder Einzelaktien zahlreiche Vorteile:
- Breite Diversifikation: Schon mit wenigen ETFs lassen sich tausende Aktien oder Anleihen abbilden.
- Geringe Kosten: ETFs sind passiv gemanagte Fonds mit niedrigen Verwaltungsgebühren (TER).
- Transparenz: ETFs bilden bekannte Indizes nach, Anleger wissen genau, worin sie investieren.
- Liquidität: ETFs lassen sich jederzeit an der Börse kaufen oder verkaufen.
Damit eignet sich ein ETF-Depot besonders gut für Anleger, die langfristig und planvoll Vermögen aufbauen wollen – ohne ständig den Markt beobachten zu müssen.
ETF-Auswahl: Auf diese Kriterien kommt es an
Bevor du dein ETF-Depot aufbaust, solltest du wissen, worauf es bei der Auswahl der passenden Produkte ankommt. Die wichtigsten Auswahlkriterien sind:
- Gesamtkostenquote (TER): Je niedriger, desto besser. Gute ETFs kosten unter 0,5 % pro Jahr.
- Fondsvolumen: Achte auf ein Volumen von mindestens 100 Mio. Euro für ausreichende Liquidität.
- Replikationsmethode: Physische Replikation ist meist transparenter als synthetische.
- Indexanbieter: Bekannte Indizes wie MSCI oder FTSE bieten bewährte Markt-Abbildungen.
- Ausschüttend vs. thesaurierend: Willst du regelmäßige Erträge oder lieber automatisch reinvestieren?
- Domizil und Steuer: Irische ETFs gelten als steuerlich günstig für deutsche Anleger.
Ein sauber ausgewählter ETF ist die Basis für jedes ETF-Depot – egal, welche Strategie du verfolgst.
Strategie 1: Das Allwetter-Portfolio
Das Allwetter-Portfolio ist darauf ausgelegt, in jeder Marktphase stabil zu bleiben. Es basiert auf einem Mix aus verschiedenen Anlageklassen:
- ca. 40 % Aktien-ETFs (z. B. MSCI World)
- ca. 40 % Anleihen-ETFs (global, verschiedene Laufzeiten)
- ca. 10 % Rohstoff-ETFs (z. B. Gold)
- ca. 10 % Immobilien-ETFs (z. B. REITs)
Ziel ist es, die Volatilität im ETF-Depot zu reduzieren und trotzdem langfristig Erträge zu erzielen.
Vorteile:
- Sehr breit diversifiziert
- Krisenresistent durch niedrige Aktienquote
- Gut für konservative Anleger geeignet
Nachteile:
- Langfristig geringere Rendite als reines Aktienportfolio
- Komplexere Rebalancing-Struktur
Dieses ETF-Depot eignet sich für sicherheitsbewusste Anleger, die Schwankungen vermeiden wollen und trotzdem breit investieren möchten.
Strategie 2: Nachhaltiges 70/30-Portfolio
Nachhaltigkeit spielt für viele Anleger eine immer größere Rolle. Das 70/30-Portfolio kombiniert Renditechancen mit ethischem Anspruch:
- 70 % Aktien-ETFs mit ESG- oder SRI-Fokus (z. B. MSCI World SRI)
- 30 % Anleihen-ETFs, möglichst ebenfalls nachhaltig (z. B. Green Bonds)
Ziel ist ein ausgewogenes ETF-Depot mit Fokus auf ethische Standards.
Vorteile:
- Nachhaltige Geldanlage mit gutem Gewissen
- Breite Streuung über Regionen und Anlageklassen
- Solides Rendite-Risiko-Verhältnis
Nachteile:
- Eingeschränkte ETF-Auswahl bei Anleihen
- ESG-Kriterien sind nicht einheitlich definiert
Dieses ETF-Depot eignet sich für Anleger, die langfristig investieren und dabei soziale oder ökologische Kriterien berücksichtigen wollen.
Strategie 3: Ein-ETF-Strategie
Die einfachste Möglichkeit, ein ETF-Depot aufzubauen: Man investiert in nur einen einzigen ETF. Beispiele:
- FTSE All-World ETF (z. B. von Vanguard)
- MSCI ACWI ETF (inklusive Schwellenländer)
Ziel ist maximale Einfachheit ohne Kompromisse bei der Diversifikation.
Vorteile:
- Extrem einfach umsetzbar
- Geringer Pflegeaufwand
- Ideal für Sparpläne
Nachteile:
- Kein Rebalancing möglich
- Gewichtung nach Marktkapitalisierung (USA dominiert stark)
Ein solches ETF-Depot passt perfekt zu Anfängern oder Minimalisten, die ohne große Entscheidungen langfristig investieren wollen.
Strategie 4: Dividenden-Portfolio
Wer Wert auf regelmäßige Ausschüttungen legt, kann ein ETF-Depot mit Fokus auf Dividendenwerte zusammenstellen:
- 100 % Aktien-ETFs mit Dividendenstrategie (z. B. MSCI World High Dividend, FTSE All-World High Dividend)
Ziel ist die Generierung laufender Erträge für zusätzlichen Cashflow.
Vorteile:
- Regelmäßige Ausschüttungen (monatlich, quartalsweise)
- Solide Unternehmen mit stabilen Bilanzen
- Psychologisch motivierend
Nachteile:
- Dividendenrendite nicht gleichbedeutend mit hoher Gesamtrendite
- Steuerpflichtige Erträge
Ein Dividenden-ETF-Depot eignet sich für einkommensorientierte Anleger, Frührentner oder Menschen, die sich eine Art passives Einkommen aufbauen wollen.
Strategie 5: Multi-Asset-Portfolio mit Aktien, Rohstoffen und Immobilien
Diese Strategie geht über die klassischen Aktien-Anleihen-Portfolios hinaus und setzt auf breite Streuung über verschiedene Anlageklassen:
- 60 % Aktien-ETFs (z. B. MSCI World + EM)
- 20 % Immobilien-ETFs (z. B. globale REITs)
- 20 % Rohstoff-ETFs (z. B. Gold, breit gestreute Rohstoffe)
Ziel ist eine ausgewogene Performance mit Schutz gegen Inflation und Krisen.
Vorteile:
- Sehr breite Diversifikation
- Potenzieller Inflationsschutz durch Rohstoffe & Immobilien
- Gute Ergänzung für erfahrene Anleger
Nachteile:
- Komplexere Struktur
- Höhere Korrelation in Stressphasen möglich
Dieses ETF-Depot ist ideal für Fortgeschrittene, die klassische Portfolios gezielt erweitern möchten.
Musterdepots im Vergleich: Welche Strategie passt zu dir?
Strategie | Komplexität | Risikoprofil | Zielgruppe |
---|---|---|---|
Allwetter | Mittel | Konservativ | Sicherheitsorientierte Anleger |
Nachhaltig 70/30 | Mittel | Ausgewogen | Werteorientierte Investoren |
Ein-ETF | Sehr niedrig | Ausgewogen | Einsteiger, Minimalisten |
Dividenden | Niedrig | Leicht offensiv | Einkommensorientierte Anleger |
Multi-Asset | Hoch | Mittel | Fortgeschrittene, Diversifizierer |
Die Wahl des richtigen ETF-Depots hängt von deinem Anlageziel, deinem Zeithorizont und deiner Risikobereitschaft ab. Es gibt nicht die eine „beste“ Strategie – wohl aber eine, die am besten zu dir passt.
Fazit: Ein gutes ETF-Depot ist kein Hexenwerk
Ein ETF-Depot bietet viele Wege zum Vermögensaufbau – und alle fünf hier vorgestellten Strategien sind fundiert, praxistauglich und mit wenigen Produkten umsetzbar. Ob du es maximal einfach halten willst (Ein-ETF-Lösung), auf Stabilität setzt (Allwetter), nachhaltige Kriterien einbeziehst oder mit Dividenden deinen Cashflow erhöhen willst: Die Entscheidung liegt bei dir.
Wichtig ist, dass du überhaupt startest. Denn nicht die perfekte Strategie bringt dich ans Ziel, sondern die, die du durchziehst. ETFs geben dir dafür die nötige Struktur, Flexibilität und Sicherheit. Und: Du kannst dein ETF-Depot im Laufe der Zeit jederzeit anpassen, wenn sich deine Lebenssituation oder dein Risikoprofil ändert.
Die hier vorgestellten Musterdepots zeigen, wie vielfältig und zugleich einfach die Welt der ETF-Investments sein kann. Vom Einsteiger bis zum erfahrenen Anleger findet jeder einen Ansatz, der zu den eigenen Zielen passt – ganz ohne aktive Einzeltitelauswahl oder ständiges Markt-Timing.
Tipp zum Schluss: Achte auf geringe Kosten, klare Indexabbildung und einen Anbieter mit solidem Track Record. Und denke daran: Auch ein ETF-Depot sollte regelmäßig überprüft und bei Bedarf angepasst werden – Stichwort Rebalancing.
So gelingt der Vermögensaufbau Schritt für Schritt. Nur mit ETFs. Ganz ohne Stress.
FAQ: Häufige Fragen rund ums ETF-Depot
Wie viel Geld brauche ich, um ein ETF-Depot zu starten?
Du kannst bereits mit kleinen Beträgen starten – viele Broker bieten Sparpläne ab 25 Euro pro Monat an.
Wie viele ETFs sollte ich maximal im Depot haben?
Für die meisten Anleger reichen 1–3 ETFs aus. Mehr bedeutet nicht automatisch bessere Diversifikation.
Was ist besser: Ausschüttende oder thesaurierende ETFs?
Das hängt von deinen Zielen ab. Möchtest du laufende Erträge, sind ausschüttende ETFs sinnvoll. Für den langfristigen Vermögensaufbau sind thesaurierende Produkte oft effizienter.
Wie oft sollte ich mein ETF-Depot überprüfen?
Ein- bis zweimal im Jahr reicht meist aus – z. B. um das Rebalancing vorzunehmen oder Veränderungen im Portfolio zu prüfen.
Kann ich ein ETF-Depot auch für mein Kind eröffnen?
Ja, viele Banken bieten sogenannte Juniordepots an. Damit kannst du auch für deine Kinder langfristig Vermögen aufbauen.